Oberes Tor Münnerstadt

Das Obere Tor, an der Südspitze der Stadt gelegen, ist mit 36,36 Metern Höhe einer der höchsten Tortürme Unterfrankens. Mitte des 13. Jahrhunderts wurde das Obere Tor im frühgotischen Baustil errichtet. Am 18. August 1293 wurde es als erstes der Münnerstädter Stadttore, als "superior porta" (lat. Oberes Tor) urkundlich bezeugt. Zu dieser Zeit hatte das Tor nur fünf Geschossen aus Quadersteinen. Erst im Jahre 1570 wurde das sechste Geschoss unter Fürstbischof Julius Echter in Renaissanceformen aus Bruchsteinmauerwerk mit Eckquadern aufgesetzt. Zu beiden Seiten des spitzbogigen Tores sind noch die Steinrinnen zu sehen, durch die einst das Fallgitter lief. Davor befand sich früher eine Brücke die über den - inzwischen voll aufgefüllten - Stadtgraben führte. Über beiden Toröffnungen wurden 1,60 Meter hohe Marienfiguren aus rotem und grünem Sandstein aus dem 14. Jahrhundert angebracht. Der ursprüngliche Zugang befand sich auf der Stadtseite im ersten Stock. Der Zugang erfolgte vom Wehrgang der Stadtmauer aus, die an dieser Stelle im späten 19. Jahrhundert abgerissen wurde, um die Einfahrt in die Stadt zu erleichtern. Man sieht noch die rundbogige Öffnung sowie zwei Kragsteine, auf denen das hölzerne Podest auflag. Damals wurde der heutige Zugang an der Nordwestseite geschaffen, der seit 2006 über eine Stahltreppe erreichbar ist. Im fünften Stockwerk sitzt an der Außenseite auf vier Kragsteinen ein Gusserker mit Satteldach. An den Kragsteinen befinden sich zwei Wappen. Links ist die „Henne“ der Grafen von Henneberg zu erkennen. Das rechte Wappen konnte nicht identifiziert werden. An der Südostseite des fünften Stockwerkes befinden sich zwei weitere Kragsteine, die zu einem nicht mehr vorhandenem Aborterker gehörten. An der Nordostseite, zur Stadt hin, hängt hier eine Turmuhr mit der Jahreszahl „1778“. Diese wurde im Jahre 2003 originalgetreu nachgebaut. Im sechsten Obergeschoss befindet sich eine gut erhaltene Türmerstube. Zwischen den südlichen Fenstern der Wächterwohnung wurde das Münnerstädter Stadtwappen in den Sandstein gehauen. Auf dem Giebeldach befindet sich ein kleiner Dachreiter mit einer Glocke aus dem Jahre 1666. Die Inschrift der Glocke lautet: "DEO SOLI GLORIA", was soviel wie "einzig zur Ehre Gottes" bedeutet. Gegossen wurde die Glocke in Würzburg 1958 wurde das Tor aufgrund von Schäden und Rissen im Gemäuer umfassend restauriert. Zum besseren Zusammenhalt des Mauerwerks wurde ein Stahlkorsett eingebaut. Im 20. Jahrhundert mussten aufgrund mehrere Blitzeinschläge des Öfteren Schäden am Dach behoben werden. Bis 1973 verlief der Verkehr stadteinwärts durch das Tor und stadtauswärts am Tor vorbei. Erst dann wurde die Straße verbreitert, sodass der Verkehr vollständig neben dem Tor vorbeilief. 2003 wurde der Verein „Freunde des Oberen Tores e.V.“ gegründet, der sich bis heute um den Erhalt des Turmes kümmert.