Gletscherpanoramaweg am Sulzenauferner über den Großen Trögler

Quelle: DAV Sektion Leipzig, Autor: Dr. Volker Beer und Manuel Osburg (DAV Leipzig)

Blick vom Großen Trögler auf den Sulzenauferner und Gletschersee (Stand: Sommer 2020)
Sulzenauferner im Jahr 1950
Sulzenaublick um 1865
Blick von der ersten Infotafel Richtung Norden in das Stubaital und Fernsicht zu den nördlichen Kalkalpen
Drahtseilversicherter Aufstieg ab dem „Zuckerhütlblick“ zur Gipfel des Tröglers
Weiterer Aufstieg über drahtseilgesicherte Passagen
Gipfelkreuz des Großen Tröglers mit Blickrichtung Süden zum Gletscher
Panoramablick vom Großen Trögler, vom Gipfelkreuz ist das Sulzenautal nicht einsehbar
Steinmänner am Beiljoch
Gletschersee mit junger Grundmoräne und ersten Pionierpflanzen

Die Tour

Die anspruchsvolle, aber sehr lohnende Tagestour führt von der Sulzenauhütte über den Trögler zum Gletschersee des Sulzenaufernes und über den Gletscherlehrpfad zum Ausgangspunkt.

Der im Sommer 2020 eröffnete Gletscherlehrpfad führt von der Sulzenauhütte bis zum neuen Gletschersee des Sulzenauferners und zeigt die dramatischen Veränderungen des Wasserhaushalts und Landschaftsbilds durch Klimawandel und Geltscherschmelze auf. Drei Schautafeln zeigen auf Deutsch und Englisch die Gletscher- und Landschaftsveränderung, sowie daraus resultierende Naturgefahren. Die Gletscherstände einzelner Zeitpunkte sind an Geländepunkten mit entsprechender Jahreszahl markiert.

Mit dem Gletscherpanoramaweg wird der Gletscherlehrpfad um einem Abstecher auf den Gipfel des Tröglers erweitert und somit um ein grandioses Panorama der Stubaier Alpen bereichert.

Info

Schwierigkeit
schwer
Aufstieg
1000 hm
Abstieg
1000 hm
Tiefster Punkt Sulzenauhütte
2191 m
Höchster Punkt Großer Trögler
2902 m
Dauer
6:00 h
Strecke
8,4 km

Details

Kondition
Erlebnis
Landschaft
Technik

Beste Jahreszeit

Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember

Wegbeschreibung

Start

Sulzenauhütte (von der Bushaltestelle "Sulzenauhütte" im Stubaital kann auf die gleichnamige Hütte aufgestiegen werden, ca. 2 h)

Ziel

Sulzenauhütte

Weg

Von der Sulzenauhütte folgen wir dem Hauptwanderweg flussaufwärts in Richtung Dresdner Hütte, Trögler, Peiljoch. Wir passieren das Alpinum und steigen über die erste Felsstufe. Nun weitet sich das Tal. Bei der ersten Weggabelung halten wir uns rechts (nördlich) und folgen dem Weg zum Kleinen und Großen Trögler. Schon bald erreichen wir eine Tafel des Gletscherlehrpfades, wo wir das Panorama mit der auf der Tafel abgebildeten historischen Aufnahme vergleichen können. Wir steigen weiter auf und erreichen den Aussichtspunkt „Zuckerhütlblick“ wo eine kleine Erdbank zur Rast einlädt. Ab diesem Platz ist die Tour schwarz (schwierig) markiert. Steil windet sich der Weg nach oben und schon bald folgen wir den mit Drahtseilen versicherten steilen und auch ausgesetzten Wegabschnitten. Einige künstliche Trittstufen erleichtern den Aufstieg. Nun führt der Weg über wellige Graslandschaften nur wenige Meter unterhalb des Gipfels des Kleinen Tröglers. Der Abstecher von wenigen Schritten zum Gipfel lohnt sich. Auf diesem befindet sich ein großer Steinmann. Nach kurzer Rast folgen wir dem Weg zum Gipfel des Großen Trögler. Kurze drahtseilgesicherte Passagen und immer wieder ausgesetztes Gelände charakterisieren den Weg. Aber wir werden belohnt. Während des gesamten Wegverlaufes oberhalb der drahtseilversicherten Passagen über der Aussichtsbank „Zuckerhütlblick“ liegt stets der Hauptkamm im Blickfeld. Der Gipfel des Großen Trögler (2902m) lädt mit seinem Gipfelkreuz zur Mittagsrast.

Von Nordost über Süd bis West breitet sich vor uns ein grandioses Panorama: Habicht – Wettersteine – Feuersteine – Wilder Freiger – Aperer Freiger – Wilder Pfaff – Zuckerhütl – Zuckerhütl-Westgipfel – Aperer Pfaff – Schaufelspitz – Daunkogel. Im Nordwesten erhebt sich die markante Ruderhofspitze. Im Norden und Nordosten schimmert die Nordkette im Dunst und ebenda im Dunst verbergen sich das Inntal mit Innsbruck. Tief im Süden unter uns sehen wir die Reste der Fernerstube und des Sulzenauferners nebst dem Sulzenausee und den Moränen im Tal. Diese Moränen markieren den Gletscherstand Ausgangs der kleinen Eiszeit um 1850.

Wir steigen in Richtung Dresdner Hütte ab. Der Weg ist zum Teil schrofig und rutschig, aber drahtseilgesichert. Bevor wir die Dresdner Hütte erreichen (nach gut 400 hm Abstieg) treffen wir auf eine ausgeschilderte Weggabelung. Wir gehen geradeaus, bzw. leichtlinks haltend und folgen der Ausschilderung Peiljoch, Sulzenauhütte. Schon bald führt der Weg steil hinauf auf einen Felssporn. Dieser Abschnitt ist im oberen Teil drahtseilgesichert. Haben wir den Sporn erreicht, öffnet sich der weite Sattel des Peiljochs. Über gelegte Platten im weitläufigen Geröllfeld zieht sich der Weg leicht steigend zum Peiljoch. Achte auf die Markierungen an den Steinen, der Weg sieht dem herumliegenden Geröll mitunter täuschend ähnlich! Vom Peiljoch bietet sich nochmals der Blick auf Zuckerhütl, Gletscherszenerie und den Gletschersee. Steil, schrofig und rutschig führt der Weg vom Joch in Richtung See, eine Rinne querend. In der Senke folgen wir dem Wegweiser in Richtung Sulzenausee / Müllerhütte (hier nicht in Richtung Sulzenauhütte abbiegen!). Ein kurzer Gegenanstieg markiert die Seitenmöräne, die wir überschreiten. Nun führt der Weg über teilweise lockeres Geröll zum Sulzenausee. Am Ausfluss des Sees steht eine weitere Infotafel zum Gletscherlehrpfad. Am Seeufer, peiljochseitig (nördliches Ufer) ist der Gletscherzungenstand von 2000 bis 2012 markiert. Nun steigen wir dem „Wilde–Wasser–Weg“ folgend zur Sulzenauhütte ab. Im weiten Hochtal mäandriert der Sulzenaubach. Wir passieren im Wegverlauf eine dritte Infotafel zum Gletscherlehrpfad und steigen sodann zur Sulzenauhütte ab.

Anreise

Öffentliche Verkehrsmittel

Mit dem Bus von Innsbruck Hbf. in das Stubaital zu den Haltestellen "Grawaalm" (Aufstieg über Wilde-Wasser-Weg) oder "Sulzenauhütte" (Aufstieg über Normalweg)

Weitere Informationen

Der Gletscherlehrpfad im Wilde-Wasser-Weg

Nach mehrjähriger ausgezeichneter Zusammenarbeit zwischen Frau Herzer von der Schutzgebietsbetreuung "Stubaier Alpen-Wipptal" dem Tourismusverband und Dr. Volker Beer wurden am 24. Juni 2020 drei Informationstafeln zum Rückgang des Sulzenauferners aufgestellt. Sie sind das Ergebnis einer über 10-jährigen ehrenamtlichen Zusammenarbeit. Als naturwissenschaftlich engagierte Person und ehrenamtlicher Naturschutzreferent einer Sektion im DAV beobachte und dokumentierte Dr. Volker Beer den Rückgang des Gletschers, recherchierte Daten und Literatur. Kommunizierte dies bei Bergfahrten und legte die Ergebnisse in einer Publikation im Jahrbuch des Vereins zum Schutz der Bergwelt nieder. Dank der hervorragenden Zusammenarbeit wurde die Idee eines Lehrpfades zum Gletscherrückgang zur Realität. Parallel entstand das Alpinum, ein „Pflanzengarten“ in welchem die für das Hochtal charakteristischen Pflanzen an ihren natürlichem Wuchsort ausgeschildert wurden und werden. Mein Dank gilt Frau Herzer, dem Tourismusverband und ganz besonders der Familie Gleirscher, den Wirtsleuten der Sulzenauhütte, ihrer ausgezeichneten Gastfreundschaft und Ermutigung, das Projekt stets voranzubringen.

Der Sulzenauferner war einer der größten Gletscher der Stubaier Alpen. Er fließt von den Nordflanken des Wilden Pfaffs und des Zuckerhütls in den oberen Bereich des Sulzenautals. Seit Mitte der 90er Jahre war bis etwa 2018 ein Felsenfenster im Eisbruch sichtbar, dann riss der Gletschr ab. Sulzenauferner und Fernerstube sind nur noch durch Toteis im Zungenbereich verbunden. Gegenwärtig erfolgt die Ausbildung einer Endmoräne. Der Ausbruch des Gletschersee im Sommer 2017 löste eine Mure aus und zerstörte große Teile der Wanderwege und hinterließ im ganzen Tal beträchtliche Schäden.

Die Gletscher der Alpen reagieren schneller auf die Klimadynamik als die polaren Eisschilde. Die Alpengletscher ziehen sich seit dem Ende der „Kleinen Eiszeit“ 1750 – 1850 zurück. Sie verloren seitdem über 1/3 bis die Hälfte ihrer Masse. Lediglich um 1920 und 1970 erfolgten kleinere Vorstöße. Seit 1850 stieg die mittlere Temperatur im Alpenraumum 0,8 bis 1,5 K, die sommerliche Frostgrenze stieg von etwa 2800 m NN auf über 3000 m NN an.

Geologie der Stubaier Alpen

Die Alpen sind ein Falten- und Deckengebirge, das durch die Kollision Afrikas auf Europa entstand. Dieser Aufprall geht sehr langsam vonstatten und begann im Oberjura (190 Mio. J.). Die alpidische Faltung setzte in der Unterkreide (140 Mio. J.) ein und erreichte im Jungtertiär (27 Mio. J.) ihren Höhepunkt. Sie dauert noch heute an und gegenwärtig kommt uns Afrika entgegen, immerhin mit bis zu 5 mm pro Jahr.

Dabei werden die Schichten eines Meeresbeckens ("Tethyssee", größte Tiefe und untermeerischer Magmatismus dieser alpidischen Geosynklinale im Mittleren Jura), die seit dem Perm (250 Mio.J.) abgelagert wurden, aufgefaltet und wie Decken übereinandergeschoben und zwar so, das die ursprünglich jeweils südlich liegenden Gesteinspakete über die nördlichen Schichten geschoben werden.

Auf diese Weise gelangte der südlichste Teil, der oberostalpine Deckenstapel, zu oberst, darunter lagern der mittelostalpine und unterostalpine Deckenstapel. Die ostalpinen Decken sind über das Penninikum gefahren, das während des Jura vom Ostalpin durch einen Ozeanboden mit einer zentralozeanischen Schwelle, wie wir heute im Atlantik eine vorfinden, getrennt war. Dieser Ozeanboden wurde nahezu vollständig in die Tiefe gedrückt ("subduziert"). Es blieben nur Reste in der Bündnerschieferformation als Grünschiefer (Prasinite) übrig (Großglockner).

Die Stubaier Alpen sind Teil der österreichischen Zentralalpen in den Ostalpen. Sie sind ein weitläufiges Urgesteingebirge kristalliner Gesteine mit vielen Dreitausendern, einer entsprechenden Vergletscherung, Blockgraten, Moränenwällen und Gletscherschliffen. Im Kontrast dazu wird der Ostteil des Gebietes von wilden Kalkbergen, den Kalkkögeln (Hauptdolomit und Schrattenkalk), beherrscht. Granitgneise und Paragneis sowie Hornblenden bilden Gipfel und geradlinige Kämme, Schiefer und Glimmerschiefer gezackte Grate, Glimmerschiefer und Quarzphyllit sanftere Formen. Die schiefrigen Gesteine verwittern leichter und bilden die Grundlage für die Vegetation.

Kristallines Urgestein aus Gneis und Glimmerschiefer dominiert zu 80 % der Fläche das Gebiet. Die härteren Granitgneise bilden die wuchtigen Gipfel. Die Glimmerschiefer die etwas sanfteren und ausgerundeten Bergformationen.  

Text: Dr. Volker Beer

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