Friaga Wald

Quelle: Montafon, Autor: Montafon-Projekt der Goethe-Universität Frankfurt am Main / Texte: Prof. Dr. Rüdiger Krause und Mitarbeiter, Institut für Archäologie Wissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main

Friaga Wald
Friaga Wald
Friaga Wald

Beschreibung

Mächtige Burganlage

An diesem Siedlungshügel wurde schon viel geforscht. Pollenanalysen, Bodenuntersuchungen und archäologische Ausgrabungen haben interessante Ergebnisse geliefert. Bereits 2000 v. Chr. lebten hier erste Siedler. Im 16./15. Jh. v. Chr. erhob sich an dem Platz dann eine beeindruckende Burgsiedlung, die mit einer massiven Befestigungsmauer gegen die Bergseite geschützt war. Etwa 40 Menschen rodeten die Wälder, um Äcker und Weiden anzulegen und zu bewirtschaften. Während der zweiten Besiedlungsphase in der Eisenzeit wurden möglicherweise schon Erze in der Umgebung abgebaut.

Friagawald: eine Höhensiedlung der Bronze- und Eisenzeit

Die prähistorische Höhensiedlung erstreckt sich in topographisch exponierter Lage auf einem Geländesporn in 940 m ü. NN und 240 m über dem Schrunser Becken, der Litz und der Ill. Die heute bewaldete Kuppe liegt am Rand der Platta, einer großen, nach Süden orientierten Bergterrasse, auf der die alten Höfe der Streusiedlung von Bartholomäberg liegen. Dieser strategisch gelegene Punkt gewährt weite Einblicke in die umliegenden Tallandschaften und im Süden bis zum Silvretta-Massiv.

Die Besonderheiten der Lage des Siedlungshügels bestehen in der moderaten Höhenlage und der Orientierung nach Süden. Die Verkehrswege verliefen in vorgeschichtlicher wie in historischer Zeit entlang der Hänge und kaum auf dem durch Hochwasser gefährdeten Talgrund.

Die Lage des Siedlungsplatzes und das Relief des Geländes verdeutlichen, dass die Siedlung auf einem Geländesporn am Rand der natürlichen Geländeterrasse der Platta angelegt und der Sporn gegen das Hinterland durch einen aus dem Fels gehauenen Graben gesichert wurde. Der Siedlungsplatz besitzt zur Talseite hin steil abfallende Flanken und erinnert zunächst wegen seiner topographischen Gliederung an eine kleine mittelalterlich Burgstelle. Deutlich sind künstliche Terrassierungen für Siedlungsplateaus zu erkennen. Die Siedlungsanlage weist ein oberes Plateau 1 auf, das im Westen durch einen kleinen, in den Fels gehauenen Graben von der anschließenden Bergterrasse der Platta getrennt wird. Darunter liegen zwei Siedlungsterrassen, von denen die obere, Plateau 2, eine im Gelände deutlich erkennbare Randbefestigung bzw. Terrassierungsmauer besitzt.

Im Lauf der Jahrhunderte haben sich durch die Siedlungstätigkeiten auf der mittleren Terrasse bis zu 1,4 m mächtige Kulturschichten gebildet, in denen sich die Reste der Fundamentkonstruktionen von Häusern und unvergängliche Hinterlassenschaften ihrer ehemaligen Bewohner – Keramikscherben, unterschiedliche Steine und Metallartefakte – fanden. Dabei konnten sowohl für die Schichten der frühen Bronzezeit, der mittleren Bronzezeit als auch für die Eisenzeit Nachweise von Hausbauten in Form von langen Reihen von Unterlagsteinen, einzelnen Auflagesteinen zum Niveauausgleich für Holzkonstruktionen und steinverkeilten Pfostenstellungen von Pfosten- und Blockbauten sowie Feuerstellen nachgewiesen werden. Besonders bemerkenswert ist ein Türangelstein aus der eisenzeitlichen Kulturschicht.

Anfänge in der frühen Bronzezeit

In der 1999 entdeckten Burganlage wurden zwischen 2000 und 2003 von der Freien Universität Berlin archäologische Ausgrabungen durchgeführt, die viele Erkenntnisse und Funde des täglichen Lebens erbracht haben. Der Siedlungshügel zeichnet sich durch künstlich geschaffene Plateaus und Terrassen aus. Die heute an der Oberfläche liegenden, mit Moos bewachsenen Steine stammen von der verstürzten Mauer der Bronzezeit, deren Schuttwall noch auf der Kuppe zu erkennen ist. Hier wurde vor über 3700 Jahren in der frühen Bronzezeit erstmals gesiedelt und der strategisch und topographisch exponiert gelegene Geländesporn am Beginn der mittleren Bronzezeit im 16. Jh. v. Chr. durch eine bis zu 3 m breite Steinmauer befestigt. Innerhalb der Mauer und einer künstlich geschaffenen Terrasse standen bis zu acht Holzhäuser, die in Blockbauweise errichtet wurden. Die mittelbronzezeitliche Siedlung dürfte etwa ein bis zwei Jahrhunderte bestanden haben. Danach kam es zu einem Siedlungsabbruch für lange Zeit.

Die Burg der Bronzezeit

Die Ausgrabungen ergaben, dass die äußere Befestigungsmauer wie auch die Terrassierungsmauer auf die Planierschichten der älteren frühbronzezeitlichen Besiedlungsphase aufgebaut wurden und damit stratigraphisch eindeutig über der frühbronzezeitlichen Kulturschicht liegen. Da die Anbindung der mittelbronzezeitlichen Kulturschicht auf der Siedlungsterrasse an die Terrassierungsmauer zweifelsfrei belegt ist, erfolgte deren Errichtung am Beginn der mittleren Bronzezeit. Es steht außer Zweifel, dass ein Ausbau und die Befestigung des Siedlungshügels in das 16. Jh. v. Chr. bis um 1500 v. Chr. datiert werden kann.

Neubesiedlung in der älteren Eisenzeit

Nach einer fast 1000-jährigen Siedlungsunterbrechung auf dem Siedlungshügel im Friaga Wald, kam es erst wieder in der älteren Eisenzeit ab dem 6. Jh. v. Chr. zu einer Wiederbesiedlung. Bei der abermaligen Besiedlung mit Hausbauten erfolgte ab dem 6. Jh. v. Chr. die Ausbildung einer neuen Kulturschicht auf der Siedlungsterrasse im Friaga Wald. Darin fanden sich zahlreiche Zeugnisse einer intensiven Siedlungstätigkeit in Form von Feuerstellen, Aschegruben sowie Fundamentresten und Pfostengruben ehemaliger Holzbauten. Hinweise auf vergangene Holzbauten lieferten vor allem Unterlagsteine und Fundamentierungen aus Steinblöcken, die zum Ausgleich des Geländeniveaus auf der Siedlungsterrasse in den Grabungsschnitten 2 und 3 gefunden wurden. In einem Fall waren dies in Schnitt 3 vier flache Steinplatten, die aufeinander geschichtet ein Punktfundament bildeten. Die Fundamentreste lassen den Schluss zu, dass die relativ kleinen Bauten mindestens 1 m von der Terrassenkante und der bronzezeitlichen Stützmauer nach innen gerückt waren. Über die Größe dieser Bauten und ihre Konstruktion können aufgrund der kleinen Grabungsausschnitte jedoch keine verlässlichen Angaben gemacht werden.

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