Quelle | Stadt Rosenheim |
PUNK: Wir versprechen nicht!
Städtische Galerie Rosenheim
2024
Die Veranstaltung
Als in den 1970er Jahren in New York und London Punkrock die Clubs eroberte, wurde es laut und wild. Anpassung hatte ausgedient: Subkultur trat gegen sogenannte Hochkultur an, Rebellion gegen abgenutzte Wertvorstellungen, Pluralität statt Exklusivität. Die Ausstellung „Punk: Wir versprechen nichts!“, die vom 15. Dezember 2024 bis zum 13. April 2025 in der Städtischen Galerie Rosenheim zu sehen ist, begibt sich auf Spurensuche und Ortsbegehung. Sie macht Punk nicht nur als Protestkultur, sondern vor allem auch als Lebensgefühl gegenwärtig.
Eingebettet in globale Entwicklungen des Punk in den 1970er und 1980er Jahren, insbesondere an zentralen Orten wie New York, London, Düsseldorf oder Berlin, wird auch die lokale Geschichte des Punk erzählt. Denn während im Norden Deutschlands die Großstädte zum Epizentrum für New Wave und Punk wurden, bot München weniger Experimentierräume. Freiräume für alternativere Musik siedelten oftmals außerhalb. So zogen an Wochenenden selbst Münchner aufs Land. Man ging etwa in Ampermoching in den „Gasthof zur Post“, in Kirchweidach ins „LiBella“ und dann Ende der 1980er Jahre in Rosenheim in die „Vetternwirtschaft“.
Die Ausstellung wird von zahlreichen prominenten Leihgeberinnen und Leihgebern begleitet und unterstützt, darunter: FM EINHEIT (u.a. Einstürzende Neubauten) Carmen Knoebel (ehem. Inhaberin Ratinger Hof), Mona Mur (u.a. Mona Mur & Die Mieter), Fotografinnen Ilse Ruppert, Esther Friedman und Petra Gerschner. Deutschlandweit und international wurden Leihgaben etwa von der Vivienne Westwood Ltd, dem Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf, der Sammlung SpallArt, der Korff Fine Art oder dem Archiv der Jugendkulturen Berlin zusammengetragen.
Gemeinsam erzählen die über 200 Ausstellungsobjekte ein Stück Stadt-, Musik- und Kulturgeschichte: Inszenierte Clubräume als einstige zentrale Schauplätze der Bewegung laden zur Begegnung mit Punk ein. Street- und Szene-Fotografie (u.a. von Richard Gleim) holt die Bewegung ins kollektive Gedächtnis. Bühnen-Outfits, etwa von FM EINHEIT, aber auch Alltagskleidung zeigen Mode als individuelles Ausdrucksmittel. Zahlreiche Druckwerke wie Fanzines, Flyer, Plakate und Plattencover zeugen von der eindrücklichen Bildsprache und Typografie des Punk.
Punk war nicht nur ein Musikgenre, sondern auch eine umfassende kulturelle Bewegung. Davon zeugen die in der Ausstellung präsentierten Kunstwerke u.a. von Andy Warhol, Martin Kippenberger, Markus Oehlen oder Lisa Endriß vom Künstlerinnenkollektiv „WeibsBilder“, die ähnliche gesellschaftliche Themen reflektieren.
Begleitend dazu machen Video- und Audioaufnahmen Punkrock sicht- und hörbar. Die Ausläufer des Punk bis in die Gegenwart reflektieren u.a. Videoclips, die in Kooperation mit Studierenden der TH Rosenheim erarbeitet wurden. Und Mitmach-Stationen in der Ausstellung nehmen den „Do it yourself“-Gedanken beim Wort: Macht einfach! Macht mit!
Stets liegen Provokation und Protest nah beieinander, sie prägen auch unsere Gegenwart. „Do it yourself“ heißt nach wie vor Selbstermächtigung. Konsumverzicht hat nichts an Aktualität verloren. Zeitlos bringen Störung und Verstörung auch Aufklärung mit sich. Die angemessene Reaktion auf die Radikalisierung der Welt: Lautwerden! Und im Hier und Jetzt: Hinschauen! Sich einmischen!
Fotocredits: Ilse Ruppert