Quelle | hubermedia GmbH |
Laabertheater "Wie dem Herrn Mockinpott das Leiden ausgetrieben wird"
Grundschule Laaber Aula

Hans-Jürgen Gibis
2023
Die Veranstaltung
Das StückDer „Mockinpott“ ist, wie Peter Weiss selbst titelte, „eine Moritat“. Ebenso zutreffend sind die Bezeichnungen „Hanswurstiade“, Straßentheater oder auch Schaubude, verfasst in locker fließenden Knittelversen. Es geht in dem 1963 geschriebenen Schauspiels um die Befreiung des Menschen aus seiner Unfreiheit, also um die Selbstbefreiung des Menschen aus Abhängigkeiten, um die Selbstfindung des Menschen zu einer eigenständigen, sich selbst bestimmenden Persönlichkeit frei von gesellschaftlichen, institutionellen Abhängigkeiten. Das Wortspiel „angetanes Unrecht“ gegen „ungetanes Anrecht“ bringt die Veränderung in der Lebenseinstellung Mockinpotts auf den Punkt.Die Leiden des Herrn Mockinpott haben einen organischen Grund: Sein Herz steckt nämlich in der Hose. Deshalb wird es ihm im sechsten Bild, in einer grotesken Operation, weiter oben wieder ins Hemd gestopft. Gleichzeitig wird auch sein Schädel geöffnet und sein Hirn mit einer Mischung aus Pfeffer und Ketchup pikant abgeschmeckt. Doch die therapeutische Maßnahme beschert ihm weder das scharfe Denken noch den Mut – nur weinen kann er nicht mehr. Erst nach der Audienz beim lieben Gott, der selbst nicht mehr weiß, inwieweit seine Firma noch funktioniert, wird ihm die prophezeite Erleuchtung zuteil: Mockinpott hat genug von all dem Betrug, stellt sich auf seine eigenen Beine und macht sich von dannen in ein selbstbestimmtes Leben.Das 1968 uraufgeführte Stück „Mockinpott“ steht in einem scheinbaren Kontrast zu den eher philosophisch-psychologisch oder dokumentarisch orientierten Bühnenwerken von Peter Weiss.Unsere InszenierungDer Text von Peter Weiss wird bei unserer Bühnenfassung eingebunden in das Auftreten einer Gruppe von Straßenmusikanten, die das Geschehen musikalisch begleiten und zugleich auch ironisch kommentieren. Die Lieder der Bänkelsänger untermalen das Geschehen auf der Bühne und unterstreichen den Charakter dieser Moritat.Der AutorPeter Weiss (geb. 1916) gilt als einer der bedeutendsten Nachkriegsautoren Deutschlands. Am bekanntesten wurde sein vielfach gespieltes Stück „Die Ermordung von Paul Marat dargestellt durch die Schauspielgruppe von Charanton unter Leitung des Herrn de Sade“. Darin geht es um die Frage nach der Möglichkeit einer politischen oder gesellschaftlichen Revolution.Peter Weiss musste aufgrund seiner jüdischen Herkunft während der Nazi-Zeit nach Schweden emigrieren. Seine ersten Werke erschienenen auch in Schwedisch. Bald schon fand Peter Weiss Anschluss an die Gruppe 47, die das literarische Geschehen nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland nachhaltig prägte. Über die schriftstellerische Arbeit hinaus tat Peter Weiss sich auch als Maler und Filmproduzent hervor. Durchgängiges Motiv seiner künstlerischen Arbeiten als Autor, Maler und Filmemacher waren die Grundmuster der Wirklichkeitserfahrung.Peter Weiss erhielt zahlreiche bedeutsame Literaturpreise (Georg-Büchner-Preis für das Jahr 1982). Er starb am 10. Mai 1982 in Stockholm.
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