Wörner, Krapfenkarspitze und Galgenstangenjoch

Quelle: DAV Sektion Berlin, Autor: Hans Jordan

Blick vom Wönergipfel nach Westen
Wegzeichen am Aufstieg zur Hochlandhütte über Ochsenbodensteig
Hochlandhütten
Blick vom Wörnersattel (1989m) auf die Wörner-Westwand (Normalweg)
Am Aufstieg zum Wörner mit Blick auf Mittenwald
Haken am Wörner-Normalweg
Schlüsselstelle (I+) am Wörner-Normalweg: Übergang von der Querung in die Gipfelrinne
Gipfelkreuz am Wörner (2478m)
Vereiner Alm (1400m) im Karwendel
Am Jägerruhjöchel (1894m) zwischen Soiernspitze und Gumpenkarspitze
Wegzeichen am Jägersruhjöchl
Blick von der Gumpenkarspitze auf die Soierngruppe
Krapenkarspitze (2108m) mit Blick auf die Soiernspitze
Baierkarspitze (1909m) mit Blick auf Fermeskopf und Galgenstangenkopf
Gasthof Post in Vorderriß
Rißbachmündung in die Isar bei Vorderriß

Die Tour

Über Wörner, Krapfenkarspitze und Galgenstangenjoch - eine Bergwanderung von Mittenwald nach Vorderriß. Die zweieinhalb-tägige Tour im nördlichen Karwendel verbindet einen aussichtreichen Felsgipfel mit einer einsame Kammtour. Der 2476 m hohe Wörner bietet mit luftigen Querungen und leichten Kletterstellen Kraxelvergnügen und Gipelgefühle, die vogelwilde Kammüberschreitung vom Jägersruhjöchl ins Risstal für das Karwendelgebirge unvermutete Exkusivität.

Von Mittenwald zur Hochlandhütte. Am Bahnhof Mittenwald (920 m) angekommen entscheide ich mich für den 'Ochsenbodensteig' (Weg Nr. 271) zur Hochlandhütte. Ein schöner, zunächst in vielen Kehren bis ca. 1500 Hm ansteigender Fußweg durch lichten Bergwald. Dann in etwa gleichbleibender Höhe unterhalb der Viererspitze bis zum 'Bankerl', an der Dammkarhütte-Materialseilbahn. Hier kurz nach links absteigen und weiter, den Wegweisern folgend, auf Weg Nr. 262 durch Latschen- und Alpenrosenfelder. Bald erreiche ich einen Aussichtspunkt mit Blick auf die Hochlandhütte (1623 m).

Gipfeltour auf den Wörner. Am nächsten Morgen geht es auf gutem Weg zunächst eben und dann kehrenreich hinauf zum Wörnersattel (1990m). Hier erfogt -gut markiert- der Einstieg in felsiges Gelände. Etwas ausgesetzt rechts ausholend zieht der Weg rechts der jäh abbrechenden, erfurchtheischende Nordwand den schrofigen Nordgrat hoch. Es folgt eine Querung in die Westflanke hinein, mit einigem Auf und Ab und ausschweifendem Tiefblick zur Hochlandhütte und in den Talkessel von Mittenwald. Das Ende der Querung markiert ein roter Pfeil nach links oben in eine Steilrinne hinein. Die Kraxelei in die Felsen rechts der Steilrinne ist die Schlüsselstelle des Gipfelanstiegs. Ich bin froh über die gute Markierung der Route - ohne die geschickte Routenwahl wäre der Gipfel ohne Sicherung wohl kaum zu bewältigen. Weiter oben quere ich nochmals die Rinne und gelange links des Gipfelgrates schräg aufsteigend zum Gipfel (2476 m), einem herrlicher Aussichtspunkt im Karwendelgebirge. Ob der Steilheit des Geländes erfordert der Abstieg zum Wörnersattel mindestens genau so viel Umsicht und Zeit wie der Aufstieg.

Vom Wörnersattel zum Soiernhaus. Für den nächsten Tag habe ich die lange, nicht markierte Kammüberschreitung vom Jägersruhjöchl über die Krapfenkarspitze zum Galgenstangenjoch und hinunter ins Risstal gelpant. Das Soiernhaus (1611 m) ist dafür der günstigste Ausgangspunkt. Um zum Soiernhaus zu gelangen steige ich vom Wörnersattel (1990m) zunächst mühsam über Karwendel-typische Schuttreißen, später durch Latschen und Bergwald und das trockene Schotterbett des Seinsbaches auf dem Weg Nr. 261 und Nr. 350 zur Vereiner Alm (1397 m) ab. Nach einem Bad im kleinen See oberhalb der Alm, einem Käsbrot, nach Kaffee und Kuchen auf der Alm ist es für die geplante Überschreitung der Soiernspitze viel zu spät geworden. Ich eile auf gutem Weg (Nr. 362) um die Soiernspitze herum zum Jägersruhjöchl (1894 m) und auf ehemaligem Jagdsteig Köng Ludwig's II bei hereinbrechnder Abenddämmerung hinnunter ins Soiernhaus (1616 m).

Von der Krapfenkarspitze zum Galgenstangenjoch. Ein Gedenk der Sommerhitze und der Länge der nächsten Etappe beschließe ich am nächsten Morgen auf das Hüttenfrühstück zu verzichten und bin schon vor 7 Uhr wieder auf dem Jägersruhjöchl. Vom Joch zur Gumpenkarspitze (2019 m), einem prächtigem Aussichsbalkon und Frühstücksplatz über dem Soiernkessel, ist der steile Weg noch ausgewiesen und spärlich markiert. Weiter geht es auf Wegspuren über die stellenweise schmalen Kamm auf den höchsten Punkt der Etappe, der Krapfenkarspitze (2109 m). Vom Gipfel sieht der Weiterweg problematisch aus, Steinmännchen weisen jedoch einen gangbaren Weg mit einigen Kraxelstellen über dem Nordostgrat hinunter, später links um eine Rippe herum und wieder auf dem Kamm zur Dreierspitz (1962 m). Weiter über eine Kammeinsenkung, in die beiderseits schauerliche Erosionsrinnen einschneiden, zum Gipfelkreuz der Baierkarspitze (1909 m) und zum Fermeskopf (1851 m). Es ist gut an diesem sehr heißen Sommertag jetzt am Nachmittag die Anstiegshöhenmeter und heiklen Passgagen schon hinter mir zu haben. So umgehe ich auch Galgenstangenkopf auf seiner rechtsseitigen Flanke, staune über die Errosionschäden, die Weidevieh hier oben verursachen kann, hoffe auf eine Wasserstelle auf den Almsteig hinunter zur Jagdhütte 'Grafenherberge'. Aber alle Quellen und Bäche sind in diesem heißen Sommer ausgetrocknet. Endlich im Schatten des Bergwaldes steige ich zu Weg im Fermsbachtal (Weg Nr. 350) ab, dem ich bis zur Fahrstrasse im Risstal folge. Ich laufe ein kurzes Stück auf der Fahrstraße bis zur Bushaltestelle bei der Oswaldhütte (644 m) und nehme den letzten Bergsteigerbus aus der Eng bis zum meinem Nachquartier, dem Gasthof 'Post' in Vorderriß.

Die Vereiner Alm. Zwischen Nördlicher Karwendelkette und Soierngruppe liegt auf 1400 m die traditionsreiche, im Sommer einfach bewirtschaftete Vereiner Alm (auch Vereinalm oder Fereiner Alm). Bereits im 16. Jahrhundert enstand hier ein Almgebäude. Auf dem Almgelände befindet sich auch die Krinner-Kofler-Hütte, eine Selbstversorgerhütte des DAV Mittenwald mit Übernachtungsmöglichkeit. Etwas versteckt am oberhalb der Alm am Fuß der Soiernspitze liegt ein kleiner, von einer kräftigen Quelle gespeister See - im Sommer eine erfrischende Bademöglichkeit!

Autorentipp

Busverbindung Oswaldhütte - Vorderriß/Lengries:

Info

Schwierigkeit
schwer
Aufstieg
3311 hm
Abstieg
3377 hm
Tiefster Punkt 815 m
Höchster Punkt 2472 m
Dauer
18:33 h
Strecke
37,9 km

Details

Kondition
Erlebnis
Landschaft
Technik

Beste Jahreszeit

Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember

Auf dem Weg entdecken

Wegbeschreibung

Start

Mittenwald Bahnhof

Ziel

Oswaldhütte Bushaltestelle

Weg

Charakter: Anspruchsvolle Bergtour, T5, Fels I-II, absolute Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, gutes Orientierungsvermögen und alpine Erfahrung notwendig. Insbesondere am Wörner stellenweise ausgesetzt;  hier auch Sicherungsmöglichkeit an wenigen Hacken; Steinschlaggefahr, Berghelm empfehlenswert. Übergang von der Krapfenkarspitze zum Galgenstangenjoch nicht markiert; hier erschwert z. T. Latschenbewuchs das Begehen. Kaum Wasserstellen unterwegs. Etappe 2 mäßig, Etappe 3 kaum begangen. An- und Abreise mit Bahn/Bus gut möglich.

Ausgangspunkt: Mittenwald Bahnhof, Bahnverbindung nach München.

Endpunkt: Vorderriß Gasthof Post, Busverbindung nach Lenggries; ab Lenggries Bahnverbindung nach München.

Etappe 1: Mittenwald - Hochlandhütte, T2, 4h, 8,5 km, Aufstieg 1000 Hm, Abstieg 350 Hm

Etappe 2: Hochlandhütte - Wörner- Vereiner Alm - Soiernhaus, T5, Fels I-II, 8h, 14,5 km, Aufstieg 1500 Hm,  Abstieg  1500 Hm.

Etappe 3: Soiernhaus - Krapfenkarpitze - Galgenstangenjoch - Oswaldhütte, T4, Fels I, 7h, 15 km, Aufstieg 750 Hm, Abstieg 1600 Hm; Bus Oswaldhütte - Vorderriß oder ca. 5 km zu Fuß.

Einkehr/Übernachtung: Hochlandhütte, 1630 m, DAV, 41 Schlafplätze, Pfingsten bis Mitte Oktober, www.hochlandhuette.de. - Vereiner Alm, 1400 m, einfache Einkehrmöglichkeit; Übernachtungsmöglichkeit in der benachbarten Krinner-Kofler-Hütte (Selbstversorger), DAV, 30 Schlafplätze, www.dav-mittenwald.de. - Soiernhaus (Oberes Soiernhaus), 1616 m, DAV, 60 Schlafplätze, Mitte Mai bis Mitte Oktober, www.soiernhaus.de. - Oswaldhütte, 644 m, privat, Einkehrmöglichkeit, Bushaltestelle. - Gasthof Post Vorderriß, ganzjährig, Zimmer und Touristenlager, www.post-vorderriss.de.

Karten: AV-Karte BY10, Karwendelgebirge Nordwest - Soierngruppe, 1:25000, 2016.

Literatur: Mark Zahel: Alpine Bergtouren - Wetterstein und Karwendel, Bruckmann, 2014.

Anreise

Öffentliche Verkehrsmittel

Anreise: Bahnhof Mittenwald, etwa stündlich ab München (Stand 2018).

Abreise: Bergsteigerbus Lenggries - Eng/Tirol, Mitte Mai bis Mitte Oktober, 2x täglich, am Wochenende 3x täglich, Haltestelle Oswaldhütte (Stand 2018).

Weitere Informationen

Ausrüstung

Normale Bergwanderausrüstung plus Berghelm.

Sicherheitshinweise

Steinschlaggefahr am Wörner

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