Schatzsuche im fränkischen Gäuland

Quelle: Fränkische Nachrichten Verlags-GmbH, Autor: Christian Bach - Ulrich Feuerstein

"Zupfgeigenhansel" in Grünsfeld
Bildstock in Gaukönigshofen
Bildstock in Gaukönigshofen
Tor zum Kloster in Tückelhausen
Ehemaliges Kloster in Tückelhausen
Am Main bei Ochsenfurt
Altstadt in Ochsenfurt
Das Rathaus in Ochsenfurt
Sonnenblume am Friedensweg
Torturm in Aub
Statue auf der Mariensäule in Aub
Die Innenstadt von Aub
Das Spitalmuseum in Aub

Die Tour

Kleine Dörfer, große Felder: Auf diese Formel könnte man die Landschaft des Ochsenfurter Gaus bringen. Gerecht wäre das nicht. Der Reiz dieses Landstriches liegt eher im Verborgenen. Die Radtour von Grünsfeld nach Ochsenfurt und Aub gleicht damit einer Schatzsuche. Zu entdecken gilt es so manche Perle des fränkischen Gäulandes.

Grünsfeld liegt am westlichen Rand des Ochsenfurter Gaus. Start der rund 85 Kilometer langen Radtour ist der Parkplatz am Spielplatz unterhalb des Schlossfelsens. Wer mit dem Auto anreist, kann hier kostenfrei parken. Vom Parkplatz geht es nach rechts in die Eichendorffstraße. Über den Wittigbach führt der Weg zu einem Kreisverkehr, den man links in Richtung Mörikestraße verlässt. In der Mitte des Kreisels steht der „Zupfgeigenhansel“. Die Figur, Zeugnis der früher in Grünsfeld sehr geschätzten Steinmetzkunst, spielt fröhlich zum Tanz auf. Das ist die richtige Einstimmung auf das, was den entdeckungsfreudigen Radler erwartet.

Am Stadtrand von Grünsfeld mündet die Mörikestraße in einen Radweg. Er führt nach Zimmern und – neu ausgebaut – immer zwischen Bach und Eisenbahn bis nach Unterwittighausen. Dort verlasse ich den Radweg und wechsle auf die Straße nach Bütthard. Sanft geht es aufwärts. Hinter der Neumühle überquere ich unbemerkt die Grenze zu Bayern.

Noch liegt Bütthard hinter einem Hügel versteckt, da grüßt schon aus der Ferne der Turm des Lagerhauses. Nicht umsonst hat die Biermösl Blosn gedichtet: „Grüß dich Gott, du Land der BayWa“.

Über Höttingen führt die Tour nach Euerhausen. Auf dieser Hochebene präsentiert der Ochsenfurter Gau sich in seiner ursprünglichsten Form. Gäuland heißt im ältesten Wortsinne „offenes Land“. Hier oben kann man weit in die Ferne sehen, keine Wälder schränken den Blick ein. Im Westen sind die Höhenzüge des Odenwalds zu erkennen, im Osten zeichnet der Schwanberg sich im Steigerwald ab.

Euerhausen durchquere ich auf der B19. Am Ortsende zweigt die Route rechts ab nach Wolkshausen und Gaukönigshofen. Der schmucke Ort ist eine kurze Rast wert. Die liebevoll renovierte Ortsmitte kann mit prächtigen Anwesen und imposanten Bildstöcken aufwarten. Hinter Gaukönigshofen zwingt eine knackige Steigung kurz aus dem Sattel. Dann geht es von den Höhen des Gaus hinunter ins Maintal. Nicht versäumen sollte man, das Kloster Tückelhausen zu besichtigen. Der kurze Abstecher lohnt sich. Das Museum gibt einen Einblick in die Geschichte der fränkischen Kartäuserklöster und in das Alltagsleben der Mönche.

In Ochsenfurt führt der Weg zuerst an den Main. Immer wieder faszinierend ist es, großen wie kleinen Schiffen vom Ufer aus zuzusehen. Ein Transportschiff trägt am Heck die Aufschrift „Rotterdam“. Da kommt ein bisschen Fernweh auf. Die historische Altstadt hat dem Besucher einiges zu bieten. Die gut erhaltene mittelalterliche Befestigungsanlage, das gotische Rathaus mit seiner kunstvollen Figurenuhr im Lanzentürmchen und die malerischen Fachwerkhäuser laden zum Verweilen ein. Bei Frankenwein und den süffigen Bieren der zwei ortsansässigen Brauereien kann man es sich gutgehen lassen.

Dem Touristentrubel entgeht, wer sich wieder auf den Sattel schwingt. Zum Radweg muss man an den Main zurück. Flussaufwärts geht es an der Zuckerrübenfabrik vorbei. Hier liefern die Landwirte des Gaus ihre Feldfrüchte ab. Das ist der Grund, weshalb Ochsenfurt sich „Zuckerstadt“ nennt und mit einer „Zuckerfee“ als Repräsentantin wirbt.

Hinter Ochsenfurt verlasse ich das Maintal, um auf die Höhen des Gaus zurückzukehren. Den Schildern des Main-Tauber-Fränkischen Radachters folgend, geht es nach Gnodstadt. Die viereinhalb Kilometer führen im ersten Teil stramm bergauf. „Des is a langer Berg, da kannst neiträät“, meint ein Einheimischer am Wegesrand. Ich verstehe diese trockene Feststellung als Höchstmaß fränkischer Herzlichkeit und grüße freundlich zurück.

Der Radachter überquert hinter Gnodstadt die B13. Auf dem „Friedensweg“ geht es Richtung Hopferstadt. Sonnenblumen säumen den Straßenrand. Ich bin so in ihren Anblick vertieft, dass ich beinahe die Abzweigung verpasst hätte. Der Radweg verläuft am Ortsrand von Hopferstadt und zweigt im Süden wieder links in die Felder ab. Nächster Ort ist Gülchsheim. Die geteerte Straße geht in einen geschotterten Feldweg über. War ich schon wieder unaufmerksam und habe eine Markierung verpasst? Intuitiv schlage ich eine südliche Richtung ein und bald schon sind Häuser zu erkennen: Gülchsheim.

Als Alternative bietet sich für den, der mit dem Rennrad unterwegs ist, die Staatstraße über Oellingen nach Aub an. Im anderen Fall liegt noch Hemmersheim auf der Strecke. Die Ortstafel verrät, dass ich mich im Landkreis Neustadt an der Aisch/Bad Windsheim befinde.

In Aub begrüßt der obere Torturm den Radfahrer. Ähnlich wie Grünsfeld , das im Dreieck zwischen Würzburg, Lauda und Tauberbischofsheim am Grünbach liegt, so schmiegt sich Aub im Gollachtal in das Dreieck Würzburg, Rothenburg und Bad Mergentheim. An keiner Durchgangsstraße gelegen, bleibt es für viele unbemerkt. Sehenswert ist das mittelalterliche Städtchen allemal. Auf dem Markplatz glänzt in der Mittagssonne die barocke goldene Mariensäule. Alte Fachwerk- und Bürgerhäuser bilden eine stimmungsvolle Kulisse. In der katholischen Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt ist mit der Kreuzigungsgruppe ein Meisterwerk von Tilman Riemenschneider zu bewundern.

Baldersheim ist die nächste Station auf dem Weg. Auf der Straße fahre ich zunächst Richtung Gelchsheim. Aufgemerkt: Etwa hundert Meter nach dem Ortsschild zweigt die Route nach links in einen geteerten Feldweg ab. Immer geradeaus geht es, an Maisfeldern entlang, bis zu einem Wald, dem Gelchsheimer Holz. An dessen Ende biegt der Weg nach rechts, wo Riedenheim schon am Horizont zu erkennen ist.

Jetzt geht es auf direktem Weg zurück. Stalldorf, Bernsfelden, Oesfeld, Bowiesen und Vilchband heißen die Etappen. Kein Ort ist mehr als drei Kilometer vom anderen entfernt. Psychologisch ist das nicht unerheblich, wenn die Tour sich zum Ende neigt. Hinter Oesfeld verläuft die Grenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg. Dass ich den Ochsenfurter Gau verlasse, merke ich daran, dass es wieder hügeliger wird. Die Anhöhe vor Vilchband ist aber endgültig die letzte Steigung. Vor dem Endspurt sollte man noch einmal den großartigen Rundumblick genießen. In Zimmern stoße ich wieder auf den Radweg am Wittigbach. Zurück zum Ausgangspunkt ist nur noch ein Katzensprung.

Eine Sage aus dem Ochsenfurter Gau handelt von einem Schatz, der auf einem Acker zwischen Vilchband und Bütthard versteckt war. Einige unternehmungslustige Bauern gruben danach. Sie hatten ihre Arbeit fast beendet, schon sahen sie funkelnde Goldstücke und kostbare Geschmeide. Da kam ein Ritter und rief, Vilchband stehe in Flammen. Die Bauern, die bislang geschwiegen hatten, riefen: „Gott rette unsere Frauen und Kinder!“ Im selben Augenblick war der Schatz verschwunden.

Für die Perlen des fränkischen Gaus gilt dies nicht. Wer sie bei einer Radtour entdeckt, kann ruhig darüber sprechen. Vielleicht bei einer kühlen Erfrischung im Biergarten des Jägerhauses, das sich direkt neben dem Parkplatz befindet. Das ist dann der krönende Abschluss einer Schatzsuche auf zwei Rädern.

Info

Schwierigkeit
schwer
Aufstieg
464 hm
Abstieg
464 hm
Tiefster Punkt 175 m
Höchster Punkt 349 m
Dauer
5:48 h
Strecke
81,6 km

Details

Kondition
Erlebnis
Landschaft
Technik

Beste Jahreszeit

Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember

Wegbeschreibung

Start

Grünsfeld, Parkplatz am Spielplatz in der Leuchtenbergstraße

Ziel

Grünsfeld, Parkplatz am Spielplatz in der Leuchtenbergstraße

Anreise

Öffentliche Verkehrsmittel

Bahnhöfe an der Strecke: Grünsfeld, Wittighausen, Ochsenfurt

Parken

Am Startpunkt der Tour.

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