Legende um die Hessenthaler Wallfahrt

Quelle: Fränkische Nachrichten Verlags-GmbH, Autor: Fränkische Nachrichten

Die Wallfahrtskirche in Hessenthal.
Das Epitaph der Zwergin in der Wallfahrtskirche Hessenthal.
Die Herrnbild-Kapelle.
Blick auf die Landschaft des Spessarts

Die Tour

Der Kulturweg „Unterm Herrnbild“, den der Verein Archäologisches Spessartprojekt e. V. konzipiert hat, führt zum Oberlauf des Bachs Elsava und bietet 700 Jahre Kulturgeschichte. Ein Teil davon ist die Wallfahrts-Tradition in Hessenthal, die auf eine mysteriöse Legende zurückgeht. Ein blutiges Schwert und ein wanderndes Gnadenbild spielen dabei eine Rolle.

Der Bach Elsava bildet in Mespelbrunn die Grenze zwischen den beiden Ortsteilen Hessenthal und Mespelbrunn (bis 1939 „Neudorf“). Beide Dörfer gehen auf die spätmittelalterliche Landeserschließung durch die Erzbischöfe von Mainz (Hessenthal) und die Grafen von Rieneck (Neudorf) zurück. Aus dieser Zeit stammen die typischen Streifengüter, die von der Elsava bis auf die Waldeshöhen reichen.

Nach einem Spaziergang entlang der Elsava erreicht man die erste Station, die Wallfahrtskirche Hessenthal, die auch die Grablege der Echter von Mespelbrunn ist. Ihr berühmtester Familienangehöriger ist Julius Echter von Mespelbrunn, Fürstbischof von Würzburg (1544-1617, Bischof ab 1573), der im Schloss Mespelbrunn geboren wurde. Er war ein Vorkämpfer der Gegenreformation und Erneuerer des Katholizismus.

Kirchenburg aus drei Gotteshäusern

Die Hessenthaler Kirchenburg besteht aus drei Gotteshäusern: Der neuen großen Wallfahrts- und Pfarrkirche, der kleineren alten Wallfahrtskirche und der Gnadenkapelle. Das älteste Gebäude ist heute die alte gotische Wallfahrtskirche, die 1439 als Grabkirche der Echter von Mespelbrunn erbaut wurde. Als Erbauer gilt Hamann II., der auch den Bergfried des Wasserschlosses und dessen Schlosskapelle errichten ließ. Bis 1600 wurden die Verstorbenen der Echter von Mespelbrunn in dieser Kirche bestattet.

Die parallel dazu stehende „kleine Schwester“, die Gnadenkapelle, hat 1454 einen Vorgängerbau an gleicher Stelle ersetzt. Das Bild der schmerzensreichen Muttergottes von Hessenthal in der kleinen Kapelle ist das Ziel der Wallfahrer.

Ein früher vorhandenes Kaplaneihaus und eine Hochkreuzkapelle im Innenhof des Mauerrings mussten 1954 dem Neubau der großen Wallfahrtskirche des Würzburger Dombaumeisters Hanns Schädel weichen. In ihr fanden die zwei großen Kunstwerke Hessenthals eine würdige Aufstellung: die Kreuzigungsgruppe von Hans Backoffen (1519) und die Beweinungsgruppe von Tilman Riemenschneider (1485), beide verbunden durch einen modernen Kreuzweg von Siegfried Rischar (1967).

Die Legende der Hessenthaler Wallfahrt

Nun folgt entlang eines Kreuzweges der kurze steile Anstieg auf die Talhöhe zur Herrnbild-Kapelle, die um 1670 errichtet wurde. Um sie rankt sich die Legende der Hessenthaler Wallfahrt: Gemeinsam unterwegs durch den Spessart, unterhielten sich einst ein einfacher Köhler und ein gebildeter Rittersmann. Es ging um Wunder. Der Ritter wollte den Köhler von seinem Glauben an wundersame Ereignisse abbringen und stach zum Beweis in einen der Haselsträucher, die den Weg säumten. Als er das Schwert zurückzog, war es zu seinem Entsetzen blutig geworden. Bei der Suche im Busch fanden sie ein Bild der Muttergottes mit dem Jesuskind auf dem Arm.

Der Ritter ließ umgehend am Fundort eine kleine Kapelle bauen. Das wundertätige Bild wurde schnell bekannt, so dass der Ritter in dem nahe gelegenen Ort Hessenthal eine größere Wallfahrtskapelle errichten ließ, in der man das Gnadenbild aufstellte. Doch die Muttergottes blieb nicht. Immer wieder kehrte sie über Nacht an ihren alten Platz auf dem Berg zurück. Das änderte sich erst, als die Hessenthaler versprachen, jedes Jahr an Pfingstmontag das Gnadenbild in feierlicher Prozession auf den Berg zur Herrnbildkapelle zu tragen.

Seither ist das Muttergottesbild in der Gnadenkapelle im Dorf geblieben. Die Hessenthaler Gläubigen erfüllen das Gelübde bis zum heutigen Tag.

Der Weg führt nun teilweise im Wald auf der Höhe entlang. Die nächste Station "Wagnerstor" informiert über die Entstehung der mittelalterlichen Streifengüter und über die harte landwirtschaftschaftliche Arbeit in früherer Zeit.

Dann geht es hinab in den „Langen Grund“ wo noch viele Zeugnisse des Landschaftnutzung sichtbar sind, so die Lesesteinhaufen- und -riegel, die entstanden, um die Steine aus den Feldern zu schaffen. Zurück führt der Kulturweg wieder entlang der Elsava bis zum Ausgangspunkt am Haus des Gastes, wie es weiter im Text des Archäologischen Spessartprojekts heißt.

Abstecher zum Schloss

Nicht fehlen darf natürlich ein Abstecher zum nahegelegenen Wasserschloss Mespelbrunn. Denn der Spessart ist Mespelbrunn und Mespel ist der Spessart. In keinem anderen Mittelgebirge ist das Image so eng mit einem einzigen Ort verbunden wie hier. Sofort hört man die Worte „Märchenschloss“, „Räuber“ und natürlich „Wald“. Ein Großteil dieses Klischees geht auf den bekannten Film „Das Wirtshaus im Spessart“ von 1958 zurück, der die märchenhafte Kulisse des Schlosses in Szene gesetzt hat. Das Schloss war aber bereits im im 19. Jahrhundert Ziel von vielen Wanderern und ersten Touristen, denn das Außergewöhnliche am Schloss Mespelbrunn ist das gesamte Ensemble, das sich harmonisch in das für den Spessart typische Kerbtal einfügt.

Autorentipp

Nach der Station "Langer Grund" kann man einen Abstecher zum Schloss Mespelbrunn machen, wo eine separate Informationstafel die Geschichte des Schlosses erläutert.

Info

Schwierigkeit
mittel
Aufstieg
160 hm
Abstieg
160 hm
Tiefster Punkt 257 m
Höchster Punkt 417 m
Dauer
2:17 h
Strecke
8,3 km

Details

Kondition
Erlebnis
Landschaft
Technik

Beste Jahreszeit

Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember

Wegbeschreibung

Start

Hessenthal, "Haus des Gastes"

Ziel

Hessenthal, "Haus des Gastes"

Weg

Start für die rund acht Kilometer lange Tour ist im Ort Hessenthal, am "Haus des Gastes".

Die beschilderte Strecke führt  entlang des Baches Elsava bis zur Wallfahrtskirche Hessenthal.

Bergan über den Kreuzweg wird die Station „Herrnbild“ mit der Kapelle erreicht, von dort geht es auf der Höhe bis zum "Wagnerstor".

Nach dem Abstieg in den Langen Grund endet der Weg am Ausgangspunkt.

Die Wanderer folgen der Markierung mit dem gelben EU-Schiffchen auf blauem Grund.

Weitere Informationen

Informationen auf der Internetseite des Vereins "Archäologisches Spessartprojekt": http://spessartprojekt.de/kulturwege/mespelbrunn/

FN-Touren im Internet: http://www.fnweb.de/fn-themenwelt/fn-touren

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