Jubiläumsgrat "richtigherum" (also aufwärts)

Quelle: AV-alpenvereinaktiv.com, Autor: Wolfram Stein

Panorama vom Jubiläumsgrat
Blick auf die Vollkarspitze und die Äußere Höllentalspitze
Blick zurück auf die Vollkarspitze, den Hochblassen und die Alpspitze
Blick von einem Vorgipfel zur Äußeren Höllentalspitze und weiter über den Jubiläumsgrat
Biwakschachtel und Blick zur Mittleren Höllentalspitze
Südseitig zu umgehender Gratturm zwischen Mittlerer und Innerer Höllentalspitze
Abzweig zur Knorrhütte über den Brunntalgrat
Blick zurück auf den Abstieg von der Inneren Höllentalspitze
Blick zurück auf die Höllentalspitzen
Seilversicherte Rinne am Beginn der Nordumgehung des Hochblassen
Die Höllentalspitzen verschwinden unter dem Horizont ...
... und der Zugspitzgipfel kommt in Sicht
Einstieg zur Verschneidung mit Stahlstiften ("Rinne")
Von jetzt an wird es deutlich einfacher
Schön ist der Gipfel ja nicht, aber es ist schön, dass er nicht mehr weit ist.
Blick zurück auf den Jubiläumsgrat mit Höllental links und Reintal rechts
Ein weiter Weg ist geschafft
Blick vom Beginn der Rinne an der Nordseite des Hochblassen zurück auf Grießkarscharte und Alpspitze
Blick zurück von der Grießkarscharte zur Alpspitze
Ab hier geht es offiziell los
Anstieg Richtung Hochblassen
Blick vom Alpspitzgipfel zur Grießkarscharte und weiter über den Jubiläumsgrat von der Vollkarspitze bis zur Zugspitze
Hier geht es los

Die Tour

Der viel begangene und oft beschriebene Jubiläumsgrat wird in der Regel von der Zugspitze abwärts begangen. Wer es mal andersherum, also zum Gipfel hinauf, probieren möchte, der findet hier eine Anleitung mit praktischen Hinweisen.

Der Jubiläumsgrat ist weithin bekannt als wunderbare aber recht anspruchsvolle Bergfahrt. Wer sich informieren möchte findet im Netz unzählige Quellen mit mehr oder weniger guten Informationen. Fast alle haben aber gemein, dass der Weg immer von der Zugspitze zur Alpspitze, also in Summe abwärts, beschreiben wird. Das hat natürlich gute Gründe, denn abwärts ist die ohnehin sehr lange Tour weniger anstrengend und für den Fall, dass etwas dazwischen kommt, strandet man nicht in der Hochgebirgsregion des Zugspitzgipfels, sondern kann über den Brunntalgrat zur Knorrhütte oder das Grießkar zum Kreuzeckhaus oder bis ins Tal absteigen.

Wer konditionell und bergsteigerisch fit ist, möchte es vielleicht mal "richtigherum" probieren, aber da halten sich die Beschreibungen allesamt zurück und erwähnen bestenfalls, dass man den Jubiläumsgrat natürlich auch aufwärts begehen kann.

Diese Lücke möchte die nachfolgende Beschreibung füllen.

Zuerst aber drei Anmerkungen vorweg:

  1. Umfassende alpine (Kletter-) Erfahrung und beste körperliche Verfassung sind für diese Tour essentiell. Die vielbeschworene "Trittsicherheit und Schwindelfreiheit" ist in allerhöchstem Maße erforderlich, denn wer das Bedürfnis hat sich unterwegs zu sichern, der wird die Tour wahrscheinlich nicht in der erforderlichen Zeit bewältigen.
  2. Diese Variante sollte nur bei absolut stabilem Wetter begangen werden. Schon Wolkenbildung am Grat und ein daraus möglicherweise resultierender Orientierungsverlust kann schwerwiegende Folgen haben, denn die Markierungen sind überwiegend für die normale Begehungsrichtung angebracht.
  3. Natürlich gibt es auch sehr gute Informationen im Netz.
    Eine ausführliche Beschreibung mit hervorragendem Topo von Stefan Stadler gibt es hier:
    https://www.alpenvereinaktiv.com/de/tour/jubilaeumsgrat-sehr-exponiert-von-der-zugspitze-auf-die-alpspitze/17924733/
    Einen ausgewogenen und informativen Bericht von der DAV Zeitschrift "Panorama" gibt es hier:
    https://www.youtube.com/watch?v=Xe8NTlZJadk
    Nicht zuletzt gibt es eine gute Doku vom Bayerischen Rundfunk:
    https://www.youtube.com/watch?v=CBSWgENOlak

Ein paar Gedanken noch zum Thema Höhenangaben und besonders GPS: Das hier gezeigte Höhenprofil entspricht nicht genau der Wirklichkeit, denn im Bereich des Grates und besonders der Türme kann das zugrunde liegende Höhenmodell nicht alle Details korrekt wiedergeben (z.B. "existiert" die Vollkarspitze in diesem Modell defacto nicht, siehe Verlauf der Höhenlinien). Gleiches gilt für GPS-Daten, die im Gebirge durch Reflektion an Felswänden erheblich von der Wirklichkeit abweichen können. Eine Orientierung auf der Tour per GPS macht also nicht viel Sinn. Auch die barometrisch ermittelten Höhendaten sind mit erheblichen Fehlern behaftet, denn an warmen Tagen entspricht der Luftdruckgradient nicht der Standardatmosphäre. Hinzu kommt, dass Luftdruckänderungen und Hysterese-Effekte die Messungen im Laufe einer langen Tour erheblich beeinträchtigen können. Der Autor hat für die Höhenangaben und besonders die Höhendifferenzen aus verschiedenen Quellen gemittelt, aber auch diese Daten sind natürlich nicht 100% fehlerfrei.

Autorentipp

Für unterwegs etwas Zeit zum Ratschen einplanen. Die vielen Bergsteiger, die einem in der üblichen Richtung gehend entgegenkommen, wollen zumindest wissen, wo man herkommt und wo man noch hin will.

Info

Schwierigkeit
III-
schwer
Aufstieg
1805 hm
Abstieg
875 hm
Tiefster Punkt 2032 m
Höchster Punkt 2962 m
Dauer
7:30 h
Strecke
7,2 km

Karte

Details

Zustieg 15 min
Kletterlänge 6600 m, 7:15 h
Kondition
Erlebnis
Landschaft
Gefahrenpotential

Beste Jahreszeit

Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember

Wegbeschreibung

Start

Bergstation der Alpspitzbahn

Ziel

Gipfel der Zugspitze

Weg

Die folgende Beschreibung legt den Schwerpunkt auf die Besonderheiten der Begehung "aufwärts" und auf eine Zeiteinteilung, die es ermöglicht, die letzte Talfahrt am Gipfel sicher zu erreichen. Dazu wird eine reine Gehzeit von 7:30h unterstellt, zu der Pausen von in Summe mindestens 30 Minuten hinzukommen. So bleiben 0:30h Puffer im September bzw. 1:30h im Juli und August zwischen erster Bahn zum Osterfelderkopf und letzter Bahn ab Zugspitze.

  • 0:00h Start an der Bergstation der Alpspitzbahn (ca. 8:15 Uhr). Ab hier der Beschilderung zur Alpspitzferrata nach Süden folgen.
  • 0:15h Beginn der Alpspitzferrata. Der Seilversicherung und den Besteigungsspuren folgen und dabei eher langsam gehen (nicht über 75% des Maximalpuls). Ca. 60 Hm unterhalb des Gipfels zweigt nach rechts eine Abkürzung zum Jubiläumsgrat und Matheisenkar ab, die aber hier nicht empfohlen wird.
  • 1:30h Gipfel der Alpspitze. Es bietet sich eine kleine Trinkpause an. Ab hier den Westgrat zur Grießkarscharte hin absteigen. Nach dem Abzweig zum Matheisenkar an dem zweiten Schild "Jubiläumsgrat" bzw. dem roten Punkt in etwa auf einer Höhe über Gamswege zur Grießkarscharte (tiefster Einschnitt des Grates, nicht Abzweig zum Matheisenkar, wie in einigen Karten verzeichnet) queren.
  • 2:00h Grießkarscharte. Wer bis hierhin das Bedürfnis hatte sich zu sichern oder die 2h Gehzeit nicht locker geschafft hat, sollte dringend umkehren oder über das Grießkar absteigen. Für alle Anderen geht es aufwärts, zunächst über einen schottrigen Pfad, der bald besser auf der rechten Seite über leicht geneigte rauhe Platten und Rinnen kletternd umgangen wird bis zu der Scharte, die die steil abfallende Nordostkante des Hochblassen mit dem dorthin ansteigenden Grat bildet. Ab der Scharte geht es in einer Rinne abwärts, nördlich um den Hochblassen herum und wieder aufwärts auf den Verbindungsgrat zwischen Hochblassen und Vollkarspitze. Ab hier führt der Weg teilweise seilversichert hinab in eine weitere Scharte und wieder hinauf zur Vollkarspitze.
  • 3:00h Vollkarspitze. Es folgt ein nahezu senkrechter Abstieg auf der Westseite der Vollkarspitze (Klettersteig "D") sowie die Übersteigung eines weiteren steilen Gratturmes. Danach geht es weiter auf und ab, stets auf dem Grat entlang und teilweise seilversichert zur Äußeren Höllentalspitze hinauf. Auf dieser Strecke bietet es sich an, auf einem der unscheinbaren Vorgipfel eine etwas längere Rast einzulegen. Wenige Minuten hinter dem Hauptgipfel erreicht man dann die Höllentalgrathütte (Biwakschachtel).
  • 4:00h Biwakschachtel. Ein letzter Checkpunkt: Wer schlecht in der Zeit liegt, sich unwohl fühlt, oder Sorgen wegen des Wetters hat, sollte Alternativoptionen in Erwägung ziehen: Hier biwakieren, absteigen zur Knorrhütte, umkehren und Abstieg durchs Grießkar. Wenn alle Zeichen auf "go" stehen, dann geht es weiter immer dem Gratverlauf folgend auf und ab und mit zusehends weniger Seilversicherung und schwierigeren Kletterstellen über die Mittlere Höllentalspitze vorbei an dem Abzweig zur Knorrhütte bis zur Inneren Höllentalspitze. Die Grattürme werden dabei, wie meistens am Jubi, auf der Südseite umgangen.
  • 5:05h Innere Höllentalspitze. Das Höllentalspitzentrio ist geschafft, nun geht es steil hinab, zunächst seilversichert aber auch über einige ausgesetzte und brüchige Stellen zum Abklettern. Die Markierungen sind spärlich und die Orientierung nicht immer einfach. Es folgen weitere Grattürme und mehrere recht ausgesetzte Kletterstellen. Nach ca. 40 Minuten ist eine Scharte auf etwas über 2600m Höhe erreicht, ab der der Grat über mehrere unbenannte Gipfel erkennbar aufwärts zur Zugspitze führt. Einer dieser Gipfel bietet sich wieder an für eine Pause, um Kraft für den Endspurt zu sammeln. Danach geht es weiter entlang des Grates und der Weg wird zusehends einfacher bis hinauf auf einen schwach ausgeprägten Gipfel (in der AV-Karte mit "2808" verzeichnet) mit Sicht auf eine markante geneigte Verschneidung, in den Topos auch als "Rinne" bezeichnet
  • 6:50h P.2808 mit Sicht auf die "Rinne". Von hier ca. 25m in eine Scharte abklettern und gegenüber zur markanten Verschneidung mit Stahlstiften aufsteigen (III-). Danach sind die wesentlichen Kletterschwierigkeiten überwunden und es geht weiter am Grat entlang dem unterdessen gut sichtbaren Zugspitzgipfel entgegen. Zuletzt führt ein Weg auf der Nordseite in Richtung Gipfel und unterhalb von diesem vorbei. Wer sich jetzt nicht in die scheinbar endlose Warteschlange der Seilbahnfahrer mit Selfiwunsch einreihen möchte, steigt einfach über das Seil und klettert von Norden ca. 15m direkt zum Gipfel hinauf.
  • 7:30h Zugspitzgipfel. Ab hier auf der Westseite des Gipfels über ein kurzes poliertes Stück Klettersteig zur Aussichtsplattform der Seilbahnstation absteigen und der Beschilderung nach unten zum Kartenverkauf und zur Seilbahn folgen. Bitte nicht enttäuscht sein, die Gastronomie auf der Zugspitze schließt schon ca. eine Stunde vor der letzten Talfahrt.

Anreise

Öffentliche Verkehrsmittel

Mit der Zahnradbahn von Garmisch-Partenkirchen zum Haltepunkt Kreuzeckbahn/Alpspitzbahn. Von dort mit der (ersten) Fahrt der Alpspitzbahn zum Osterfelderkopf (Juli bis September Abfahrt 8:00 Uhr)

Weitere Informationen hier:

https://zugspitze.de/de/Service-Informationen/Betriebszeiten-Fahrplaene

Vom Gipfel zurück mit der Zugspitzseilbahn und ab Haltepunkt Eibsee wieder mit der Zahnradbahn retour zum Ausgangspunkt.

Achtung, letzte Talfahrt der Zugspitzseilbahn 17:45 Uhr im Juli und August, ab September schon 16:45 Uhr.

Anfahrt

Mit dem Auto nach Garmisch-Partenkirchen und im Ort der Ausschilderung zur Alpspitzbahn folgen.

Parken

Parkplatz der Alpspitzbahn bzw. der Kreuzeckbahn (5€ pro Tag, Stand 2023).

Weitere Informationen

Ausrüstung

Die Ausrüstung sollte leicht und funktionell sein aber dem Sicherheitsbedürfnis des Einzelnen entsprechen. Mehr Equipment bringt auf dieser Tour nicht automatisch mehr Sicherheit.

Der Autor war mit festen mittelhohen Bergschuhen und über weite Passagen mit Klettersteighandschuhen unterwegs. Für mögliche ungeplante Unterbrechungen (nicht zur Sicherung!) in den steilen Klettersteigpassagen rund um die Vollkarspitze wurde eine ganz einfache Rastschlinge angelegt (aber nicht eingesetzt). Der Steinschlaghelm war dabei, kam aber nicht zum Einsatz, ebenso wie das übliche Notfallequipment: Erste Hilfe Set mit Pfeife, Biwacksack sowie genügend Kleidung, um im äußersten Notfall eine Nacht im Freien ohne große Schäden überstehen zu können. Dazu eine Stirnlampe, Tape sowie natürlich ein voll geladenes Handy.

Auf jeden Fall sollte man genügend (gesüßtes) Getränk dabei haben, Empfehlung mindestens 2 Liter.

Sicherheitshinweise

Es handelt sich um eine konditionell und technisch sehr anspruchsvolle Hochgebirgstour mit langen Klettersteigpassagen bis zum Schwierigkeitsgrad "D" sowie vielen sehr exponierte Kletterstellen im 2. und unteren 3. Grad (UIAA) in Absturzgelände. Wer nicht über die notwendigen Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie umfassende alpine Erfahrung  verfügt, der begibt sich an den kritischen Stellen dieser Tour in unmittelbare Lebensgefahr. Der Autor schließt daher jede Haftung für mögliche Unfälle aus.

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