Germanische Höhensiedlung auf dem Reisberg

Quelle: Traumwanderungen.de, Autor: Wolfgang Brendel

Reisberg (Schlappenreuther Berg)
Funde auf dem Reisberg

Beschreibung

Der Reisberg oder auch Schlappenreuther Berg ist ein aus der Fränkischen Alb nach Westen vorgeschobener Sporn, der sich mit einer absoluten Höhe von 553 m über NN rund 200 m über der Talsenke des Ellernbaches erhebt. Nach drei Seiten fällt er steil ab.

 

Von der einst vorhandenen Bebauung sind heute nur noch die verrollten Reste zweier Abschnittswälle sichtbar, die den verengten Zugangsbereich im Osten absperren. Der äußere Wall weist eine Höhe von 0,3 m auf, ihm vorgelagert ist ein bis zu 0,8 m tiefer Graben. 220 m weiter westlich befand sich ein innerer Abschnittswall, der auf 100 m Breite den flaschenhalsförmigen Zugang überquert und heute noch bis zu 0,5 m aufragt. Beide annähernd Nord-Süd verlaufenden Wälle biegen im Süden an der Hangkante scharf nach Westen um. Vermutlich handelt es sich um die Reste von ansonsten abgegangenen Toranlagen, sogenannten Zangentoren. Obwohl ein sicherer Nachweis aussteht, wird davon ausgegangen, dass die Abschnittswälle mit den Toranlagen in das späte 4./5. Jahrhundert, vermutlich sogar erst in das fortgeschrittene 5. Jahrhundert gehören.

Weitere Reste von einer Befestigung des Reisberges ergaben sich bei den Ausgrabungen 1983. Hier konnten ein System von Pfostenlöchern und ein Mauerversturz erkannt werden, die von einer Pfostenschlitzmauer stammen. Die Mauer hatte man auf einer Planierschicht, die das Gefalle an der Hangkante ausglich, errichtet. In den entsprechenden Fundschichten enthaltene Scherben und Metallfunde sichern eine Datierung der Konstruktion in die späte Römische Kaiserzeit ab, ihre Zerstörung dürfte um oder noch vor Mitte des 5. Jahrhunderts erfolgt sein. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um eine Ringmauer, die um die ganze Kuppe lief. Unter den Schichten des 4. bis 5. Jahrhunderts wurden bei der Ausgrabung Spuren einer vorgeschichtlichen Besiedlung gefunden, die beweisen, dass der Reisberg schon während der Urnenfelderzeit aufgesucht wurde. Inzwischen sind außerdem einige Latènefibeln bekannt, die aus den Hangbereichen stammen.

"Auf dem Reisberg bei Scheßlitz spiegeln sich zwei tief greifende Ereignishorizonte des 5. Jahrhunderts im archäologischen Befund. Zumindest zeitweise waren daran ostgermanischgeprägte Gruppen beteiligt. Ein großer Teil dieser Elemente verschwindet schon im mittleren 5. Jahrhundert endgültig aus dem Maingebiet. In diesem jahrzehntelangen Prozess mit mehrfachen Ansätzen zur Herrschaftsbildung ist dem frühen Thüringerreich die „strategische“ Sicherung einer Einflusszone in Mainfranken bisher nicht nachzuweisen. Deutlicher zeichnen sich im mittleren Drittel des 5. Jahrhunderts Verbindungen mit der böhmischen Vinarice-Gruppe ab. Die frühmerowingischen Funde enden in der Zeit der alamannisch-fränkischen Konflikte, die auf vielen Höhensiedlungen Südwestdeutschlands ihren Niederschlag finden.

Auszug aus: http://www.landschaftsmuseum.de/Seiten/Lexikon/Reisberg_Sonderausstellung-1.htm

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