Quelle | Café Museum Passau |
GUNAR LETZBOR - BACH PRIVAT
Heilig-Geist-Kirche

Die Veranstaltung
GUNAR LETZBOR _ BACH PRIVATVeranstaltungsort: Hl. Geist Kirche Passau, Hl.-Geistgasse 8, 94032 Passau
Einlass: 19:00 Uhr
Konzert: 19:30 UhrAls Einstimmung in den Abend, lauschen Sie hier der Violine von Gunar Letzbor Bach Privat – Sei Solo
Gunar Letzbor: Violine
Georg Philipp Telemann Fantasie II G (1735)
Largo-Allegro-Allegro
Johann Paul Westhoff Suite III B (1696)
Allemande-Courante-Sarabande-Gigue
Johann Joseph Vilsmayr Partita V g (1715)
Prelude-Gavott-Saraband-Rigodon-Guig-Menuett-Boure-Retirada
Georg Philipp Telemann Fantasie I B ( 1735)
Largo-Allegro-Grave
Johann Sebastian Bach Sonata g (1720)
Adagio-Fuga-Siciliana-Presto
Ein reizvolles Gedankenspiel, dem Gunar Letzbor heute Abend nachgeht: Vier Meister ihres Faches treffen sich privatissime zum musikalischen Wettstreit. Wo anders als im Hause Bach könnte dieses Treffen stattfinden, in dem die Musik fast nie verstummte, weil sich nicht nur die Familienmitglieder, sondern auch viele Gäste - Schüler, Freunde, Kollegen auf der Durchreise - zum Musizieren einfanden? Bach selbst saß dabei nicht nur am Tasteninstrument, sondern griff gerne auch zur Violine. Immerhin hatte er schon als Achtzehnjähriger einige Monate als Violinist am Hof des Herzogs Johann Ernst von Sachsen-Weimar sein Können unter Beweis gestellt. Bald aber lockte das Organistenamt in Arnstadt, und so blieb Weimar vorerst nur eine Episode. Dennoch waren es prägende Monate, da Bach damals einen der besten deutschen Geiger seiner Zeit kennenlernte: Johann Paul von Westhoff. Der war einige Jahre zuvor aus seiner Heimat Dresden an den Weimarer Hof gekommen; im Elbflorenz hatte er als Hofmusiker, Diplomat und sprachbegabter Gelehrter schon eine erstaunliche Karriere gemacht. 1696 präsentierte Westhoff in einer Druckveröffentlichung etwas ganz Neues: Musik für Violine solo – ohne Basso continuo. Verpackt war das Ganze in der vertrauten Form der französischen Suite mit ihrer Folge von Tanzsätzen. Die spieltechnischen Anforderungen aber waren enorm: So sind etwa Sarabande und Gigue der Partita IV in C-dur nahezu durchgehend akkordisch in Terz- und Sextparallelen geführt – gleichsam als Duo für eine Violine. Sicher ließ Bach sich in seinen eigenen Werken von Westhoff inspirieren. Weitere Anregungen gab ihm dann 1715 vielleicht der Salzburger Meister Johann Joseph Vilsmayr mit der Veröffentlichung seines Artificiosus Concentus, einer weiteren Sammlung von sechs kleinteiligen Suiten für unbegleitete Violine. Seit 1689 und bis zu seinem Tod 1722 war Vilsmayr Mitglied der fürsterzbischöflichen Hofkapelle in Salzburg. Sein musikalisches Handwerk hatte er unter anderem beim damaligen Kapellmeister Heinrich Ignaz Franz Biber erlernt, und dessen Schule spricht auch aus Vilsmayrs Violinsoli. Ihre Stärke liegt weniger im akkordischen Spiel als vielmehr im melodiebetonten, tänzerischen Fluss, der mit einemso der Titel – «basso bellè imitante» gewürzt ist: tiefen Tönen, die eine Bassstimme imitieren. Ihren besonderen Reiz erhalten Vilsmayrs Werke durch sogenannte Skordaturen, bei denen einzelne Saiten der Violine umgestimmt werden. 1715, im Erscheinungsjahr von Vilsmayrs Suiten, dachte wohl auch Bach schon über die unbegleitete Violine nach. Und vielleicht beratschlagte er sich dabei mit seinem Freund und Kollegen Georg Philipp Telemann. Seide hatten sich vermutlich um 1708 kennengelernt, während Telemanns Intermezzo als Kapellmeister in Eisenach. 1714, inzwischen als Musikdirektor in Frankfurt, wurde Telemann Pate von Bachs zweitältestem Sohn Carl Philipp Emanuel. Sein Beitrag zum Thema «Violino solissimo» entstand aber vermutlich erst in Hamburg, wo er 1721 seine Lebensstellung als Musikdirektor antrat. Seine XII Fantasie per il Violino senza basso sind in einer Abschrift von 1735 überliefert. Schon die Bezeichnung als «Fantasia» betont die gestalterische Freiheit der Werke. Bei unserem imaginären Musikerwettstreit haben also Westhoff, Vilsmayr und Telemann ihre individuellen Ideen zum Thema «unbegleitete Violine» vorgetragen und warten nun gespannt auf Bachs Sicht der Dinge. Ihn fasziniert vor allem die Verwebung melodischer Motive und deren Fortschreiten in Harmonie und Kontrapunkt. So nutzt er die verschiedenen Klangregister der Violine, um die Illusion eines Ensemblesatzes zu erwecken. Bach sammelte seine Sei Solo a Violino senza basso accompagnato 1720 in einer erstaunlich klaren Reinschrift. Damals war er Kapellmeister in Köthen. Zumindest einiges in diesen Stücken hat er vielleicht aber schon am Weimarer Hof komponiert, wo er seit 1708 als Organist und Kammermusiker, später dann auch als Konzertmeister tätig war. Keiner der vier Komponisten des heutigen Abends schrieb seine Violinsoli für den großen Konzertsaal. Vielmehr dachten sie an ein erlesenes Publikum von Kennern, die sich von dieser – zumal im «Generalbasszeitalter» – höchst unkonventionellen Form der Kammermusik in den Bann ziehen ließen. Vielleicht bei einem guten Glas Wein, vielleicht im Kreise von Freunden und Kollegen – vielleicht bei Bach privat.
Helga Heyder-Späth Infos und Reservierung unter www.cafe-museum.de
Info
Karte
Weitere Events in Passau
Alle anzeigenWeiter stöbern
