Ringvorlesung Normalität - Bilder, Diskurse, Praktiken

Universität Passau

Die Veranstaltung

?Indianer' in Science Fiction? - Indigenous Futurism und die visuelle Infragestellung der kulturellen NormProf. Dr. Karsten FitzOb als "aussterbende Rasse" (Vanishing Indian), "edler" oder "blutrünstiger Wilder" - die literarischen, filmischen und künstlerischen Repräsentationen der amerikanischen (und internationalen!) Mainstream-Gesellschaft(en) haben die amerikanischen Ureinwohner vierhundert Jahre lang in einer statischen Vergangenheit eingefroren. Vor diesem Hintergrund kultureller Imagination und Aneignung von außen scheint es ein Oxymoron zu sein, eine Abnormität, sich indigene Völker als Teil zukünftiger Welten vorzustellen. Indigenous futurisms, die sich gegen diese seit langem etablierte westliche Norm wenden, haben sich im letzten Jahrzehnt als breitere künstlerische Bewegung etabliert, die in der Bildkunst, der Literatur, im Film, im Bereich der Comics, in Online-Spielen und anderen Medienformen indigene Perspektiven der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im Kontext der Science-Fiction und verwandter Subgenres zum Ausdruck bringen. Diese Perspektiven spiegeln häufig indigene Wissensformen, traditionelle Erzählungen, historische oder aktuelle politische Narrative und kulturelle Realitäten wider. Indigene Futurismen sind Teil dessen, was Gerald Vizenor als Native Survivance bezeichnet hat, einer Kombination aus Überleben der Ethnie (survival) und (oft subversivem) Widerstand (resistance). Sie stellen die jahrhundertelange Aneignung indigener Kulturen durch die dominante(n) Gesellschaft(en) in Frage und diversifizieren gleichzeitig den Bezugsrahmen des Science-Fiction-Genres. Als solche tragen sie zu Prozessen der Dekolonisierung bei. Dieser Beitrag untersucht die visuelle Kunst des indigenen Malers Ryan Singer (Navajo) an der Schnittstelle von Pop Art, Aktivismus und indigenem Futurismus. Durch die Fokussierung auf Singers künstlerische Auseinandersetzung mit den fiktionalen Charakteren und Schauplätzen des Star Wars-Franchise werden Singers Werke als Infragestellung der geltenden Norm, als popkünstlerische Akte kultureller und politischer Dekolonisierung gelesen. Dies zeigt sich beispielsweise, wenn Singer sich Prinzessin Leia als Hopi-Prinzessin Leia (2009) (rück)aneignet, weil ihre Frisur in Star Warsursprünglich von der Tradition der Hopi-Frauen übernommen wurde, wenn Star Wars-Charaktere sich mit den Spieletraditionen der Navajo beschäftigen oder wenn der Künstler in (De)Colonized Ewok(2019) eine ikonische Star Wars-Figur verwendet, um die Zwangsassimilierung indianischer Kinder in Internaten während des 19. und 20. Jahrhunderts zu kritisieren.Ritualisierte Transgressionen. Zirkus und Unterhaltung als Reflexion von NormalitätProf. Dr. Matthias ChristenAls hochmoderne Form frühtechnischer Massenunterhaltung lässt sich am Zirkus paradigmatisch studieren, was Unterhaltung ausmacht. Entgegen dem hartnäckigen Vorbehalt, wonach Unterhaltung nur eine vorübergehende Flucht aus dem Alltag eröffne, bietet der Zirkus ein hochkomplexes Modell, das den gesellschaftlichen und kulturellen Kontext reflektieren hilft, indem er gezielt die Setzungen überschreitet, die in jenem Normalität begründen. Entgegen der herkömmlichen Lesart besteht Unterhaltung jedoch nicht einfach im Bruch von Normen und Konventionen, sondern darin, dass der Akt der Transgression als ritualisierter seinerseits festen Normen unterworfen wird.Die Ringvorlesung findet jeden Mittwoch Abend, um 18:15 Uhr im HS 9 (AM) und über Zoom statt.Externe Teilnehmende können sich über das Anmeldeformular auf der Website anmelden. Es kann auch über Zoom an den Veranstaltungen teilgenommen werden.Die Veranstaltungen finden auf Deutsch statt.Anmeldung via Stud.IP Nr. 46787Veranstaltende: Prof. Dr. Natasha Adamowsky (Lehrstuhl für Medienkulturwissenschaft mit Schwerpunkt digitale Kulturen) und Prof. Dr. Andrea Sieber (Professur für Ältere Deutsche Literaturwissenschaft)

Info

Veranstalter Diversity und Gleichstellung
Quelle Universität Passau
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