Ringvorlesung Normalität - Bilder, Diskurse, Praktiken

Universität Passau

Die Veranstaltung

Fremdheitserfahrung und Körpernormierung: Zwergenfrauen im 'Friedrich von Schwaben'Judith KlingerIm spätmittelalterlichen Friedrich von Schwaben trifft die Titelfigur auf die Zwergenkönigin Jerome, die Friedrich zum Mann will und ihn vorübergehend in Gefangenschaft hält: Ergebnis ist die Tochter Ziproner, die dem flüchtigen Friedrich in späteren Jahren folgt und Aufnahme in seine Menschenfamilie erlangt. Die ungewöhnliche Figur des weiblichen Zwergs gibt in einer exzentrischen familiären Konstellation Rätsel auf, fügt sich Ziproner doch einerseits er-staunlich glatt in die höfisch-dynastische Ordnung ein, obwohl sie andererseits durch Distanz- und Fremdheitsmarkierungen von der adligen Gemeinschaft abgesetzt ist. Die Überlagerung von Gender- und Speziesdifferenzierungen mit der Eigenräumlichkeit der Zwergenwelt arran-giert der Roman in einem Spannungsfeld ambivalenter Macht- und Minnebeziehungen. In dessen Zentrum steht die Zwergenkönigin Jerome, die höfische Normen überschreitet und Minne gegen die dominante Geschlechterordnung erzwingt. Ihre außerordentliche Machtfülle schlägt in der Verbindung mit dem Menschenmann in Ohnmacht um und bricht sich an einer unterstellten Körpernorm, die das Kleinsein der adlig-schönen Zwergenfrau zum Problemfall werden lässt. Anhand der erzählerischen und der visuellen Repräsentation in der illustrierten Heidelberger Handschrift (cpg 345, um 1470) untersucht der Vortrag, welche kulturellen und narrativen Anpassungs-, Egalisierungs- und Normierungsprozesse eine Integration von Zwer-ginnen in die adlige Menschenwelt ermöglichen und wo diese Prozesse an Grenzen stoßen.Normalität der industrialisierten LandwirtschaftProf. Dr. Anna HenkelDie moderne Landwirtschaft ist sehr erfolgreich, indem Ernährungssicherheit kalkulierbar gewährleistet ist und Landwirtschaft mit Industrialisierung harmoniert. Jedoch ist der Bereich der Landwirtschaft gleichzeitig von zahlreichen polarisierenden Herausforderungen von Preisdruck über Tierwohl bis zu Boden- Wasser- und Klimaschutz geprägt. Sowohl mit den Erfolgen als auch mit den Problemen ist das Regime der industrialisierten Landwirtschaft eng verbunden. Damit geht ein Dilemma einher: Die Normalität einer in der Öffentlichkeit fast unsichtbaren industrialisierten Landwirtschaft, die Ernährungssicherheit bei historisch niedrigen Lebensmittelpreisen leistet, ist mit steigenden Anforderungen an Bodenschutz, Wasser-schutz, Klimaanpassung und Entlohnung qualifizierten Personals unvereinbar - diese Anforderungen aber lassen sich immer weniger ignorieren. Erforderlich ist eine Transformation der Normalität der Landwirtschaft, was eine Veränderung ihrer gesellschaftlichen Verortung not-wendig impliziert.Der Vortrag zeichnet die Entwicklung hin zur Normalität der industrialisierten Landwirtschaft aus gesellschaftstheoretischer Perspektive nach, diskutiert die zunehmend sichtbar werdenden Kosten dieser Normalität und zeigt Herausforderungen und Entwicklungserforderlichkeiten auf.Die Ringvorlesung findet jeden Mittwoch Abend, um 18:15 Uhr im HS 9 (AM) und über Zoom statt.Externe Teilnehmende können sich über das Anmeldeformular auf der Website anmelden. Es kann auch über Zoom an den Veranstaltungen teilgenommen werden.Die Veranstaltungen finden auf Deutsch statt.Anmeldung via Stud.IP Nr. 46787

Info

Veranstalter Diversity und Gleichstellung
Quelle Universität Passau

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