Durchquerung der Rieserfernergruppe

Quelle: AV-alpenvereinaktiv.com, Autor: Redaktion DAV-Panorama

Bald hinter der Schwörzalm beginnt die Wildnis der Rieserfernergruppe.
Wild stehen die Rieserfernerberge über den grünen Südtiroler Tälern: Blick vom Magerstein zum Hochgall.
Die letzten Meter zur Kasseler Hütte verlaufen auf schönem Wanderweg durch wilde Natur.
Von außen schmucklos, aber innen liebenswert und freundlich bewirtschaftet: die Kasseler Hütte.
Gespiegelt im kleinen See über der Kasseler Hütte, macht der Hochgall eine besonders gute Figur.
Ein hübscher Felsgrat führt zuletzt zum Gipfel des Hochgall. Über dem Rieserferner grüßt der Schneebige Nock.
Kleine Tümpel säumen den Weg zum Lenkstein, der später links oberhalb der Moränenhänge verläuft.
Gastliches Heim in großer Hochgebirgslandschaft: die Barmer Hütte.
Vom Gipfelgrat der Großen Ohrenspitze sieht man Wild- und Hochgall mächtig über dem Antholzer Tal stehen.
Die Runde schließt sich und vom Ufer des Antholzer Sees schaut man noch einmal hinauf zu Wild- und Hochgall.

Die Tour

Die Rieserfernergruppe ist eine der wilderen, einsameren Regionen der Zentralalpen. Die Rundtour führt durch ihren zentralen Teil, auf markierten Wanderwegen, die mal gepflegt und bequem, mal steinig-mühsam zu begehen sind, aber immer wieder neue landschaftliche Höhepunkte bieten. Dabei werden zwei veritable Dreitausender überschritten, die absolut sichere alpine Gehtechnik und Erfahrung auch mit leichter Kletterei an Fels und Drahtseil erfordern.

Aus dem Antholzer Tal führt ein langer, steiler Anstieg zur Rieserfernerhütte. Die zweite Etappe überschreitet den Schneebigen Nock, mit einer kurzen Klettersteigpassage und steilem Firn. Genießer besuchen auch noch den Magerstein. Von der Kasseler Hütte aus ist der Hochgall ein tagesfüllendes Ziel für den nächsten Tag. Die vierte Etappe führt dann über den Lenkstein zur Barmer Hütte und die Abschlussetappe über das Almerhorn zum Staller Sattel. Letztere lässt sich noch mit dem Dreitausender Ohrenspitze anreichern.

Autorentipp

Pack die Badehose ein! Der See am Staller Sattel bietet zum Abschluss eine würdige Erfrischung. Und auch unterwegs laden einige Tümpel zum Bad, manchmal sogar zwischen Schneeresten.

Info

Schwierigkeit
schwer
Aufstieg
5565 hm
Abstieg
4930 hm
Tiefster Punkt Kapelle St. Josef / San Guiseppe
1418 m
Höchster Punkt Hochgall
3436 m
Dauer
30:30 h
Strecke
56,7 km

Details

Kondition
Erlebnis
Landschaft
Technik
Exposition
N
O
S
W

Beste Jahreszeit

Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember

Wegbeschreibung

Start

Antholz-Obertal, St. Josef / San Giuseppe (1418 m)

Ziel

Staller Sattel (2052 m)

Weg

1. Etappe: Von der kleinen Kapelle San Giuseppe, 1418 m, in Antholz-Obertal über die Schwörzalm in den Kessel unter dem Magerstein aufsteigen. Während der Weg bis hierher hauptsächlich durch den Wald verläuft, führt er im weiteren Verlauf erst durch Latschenhänge, später über Blockwerk. Der letzte felsige Aufschwung zur Rieserfernerhütte, 2798 m, wird auf luftigen Holztreppen überwunden.

2. Etappe: Von der Hütte über Blockfelder zur Südflanke des Fernerköpfls aufsteigen. Durch die Flanke in leichter Kletterei zum Gipfel, 3249 m. Von hier - weiterhin über verblocktes Gelände - rechtshaltend zum Magerstein, 3273 m. Auf dem gleichen Weg zurück zum Fernerköpfl. Nun weiter in Richtung Schneebiger Nock. Zunächst durch leichtes Blockgelände über den ersten Gratturm, dann an Ketten in leichter Kletterei zum Gipfel, 3358 m. Der Abstieg folgt dem felsigen Grat nach Norden. Ein zu querender Schneehang am Schneebiger-Nock-Ferner kann insbesondere bei Vereisung im Spätsommer heikel werden. Zuletzt auf deutlich einfacher zu begehendem Wanderweg hinunter zur Kasseler Hütte, 2274 m.

3. Etappe: Der Aufstieg zum Hochgall beginnt noch vergleichsweise gemütlich. Doch mit Verlassen des markierten Arthur-Hartdegen-Wegs wird das Gelände zunehmend anspruchsvoller. Durch Geröll und später am Grat entlang führen Pfadspuren auf das Graue Nöckl, 3084 m. Von hier über einen schmalen, ausgesetzten Grat zum Fuß des Hochgall-Nordwestgrates absteigen. Über diesen in leichter Kletterei zum Gipfel, 3436 m. Die Schlüsselstellen (KS B, frei geklettert III+/IV-) sind drahtseilversichert. Abstieg wie Aufstieg.

4. Etappe: Von der Kasseler Hütte, 2274 m, dem Arthur-Hartdegen-Weg durch die felsige Westflanke des Riesernocks ins Tal des Ursprungbachs folgen. Von hier durch Geröllfelder in Richtung Lenkstein aufsteigen. Zuletzt in leichter Kletterei über den Südgrat zum Gipfel, 3236 m. Auf dem gleichen Weg entlang des Grats zurück, dann etwas ausgesetzt ins Lenksteinjoch, 3048 m, queren und hinunter in die Rosshornscharte, 2916 m. Nun durch eine steile Felsrinne absteigen. Weiter über Schrofen und Geröll abwärts. Zuletzt auf deutlich einfacher zu gehendem Wanderweg zur Barmer Hütte, 2610 m.

5. Etappe: Den Nordgrat der Mittleren Ohrenspitze umgehend von der Hütte flach ansteigend bis zum etwas unscheinbaren Abzweig zur Remscheider Scharte. Durch Blockgelände in die Scharte, 2890 m. Von hier über den Nordwestgrat mit leichten Kletterstellen zum Gipfel der Großen Ohrenspitze, 3101 m. Die Schlüsselstelle (KS B, frei geklettert III+) ist mit Drahtseilen versichert. Auf dem gleichen Weg zurück zum Wanderweg. Durch weite Blockfelder weiter zur Jägerscharte, 2862 m. Von hier auf unschwierigem Weg hinauf zum Almerhorn, 2985 m. Zurück in der Scharte, durch steiles, gerölliges Gelände in Richtung Tal absteigen. Zuletzt über malerische Wiesen hinunter zum  Staller Sattel, 2052 m.

Anreise

Öffentliche Verkehrsmittel

Mit dem Zug nach Olang (Valdaora) am Eingang des Antholzer Tals. Von hier regelmäßige Busverbindungen nach Antholz-Obertal (Haltestelle Steinzger).

Rückfahrt vom Ziel- zum Startpunkt: Der Staller Sattel hat keine Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel. Busse fahren nur von Süden bis Antholz-Obertal, von Norden bis St. Jakob in Defereggen. Bei schönem Wetter sind aber viele Autos unterwegs, so dass man trampen kann. Im Notfall zu Fuß zur nächsten Bushaltestelle westlich des Antholzer Sees (Wanderweg parallel zur Straße; ca. 5 km).

Tipp: Rad oder Auto auf dem Staller Sattel deponieren und dann mit Auto bzw. Rad hinunter zum Ausgangspunkt fahren. Am Staller Sattel gibt es zahlreiche Parkmöglichkeiten.

Anfahrt

Auf der Brennerautobahn (A13 in Österreich bzw. A22 in Italien) bis zur Ausfahrt Brixen/Pustertal, dann durchs Pustertal bis hinter Bruneck (SS49) und links ab ins Antholzer Tal. Oder von Norden (Felbertauern - Huben) durchs Defereggental und über den Staller Sattel. Die schmale Straße zwischen Staller Sattel und Antholz ist mautfrei befahrbar von 5.30-22.00 Uhr, von Antholz aufwärts ab der 30.-45. Minute jeder Stunde, abwärts ab der 1.-15. Minute.

Parken

Der Tourismusverband bittet darum, die offiziellen Parkplätze zu benutzen: 1. Sportzone Antholz-Mittertal, 2. Materialseilbahn Rieserfernerhütte, 3. Biathlonzentrum. Siehe Bild 8 bei der 1. Etappe.

Weitere Informationen

www.sii.bz.it/de (Busverbindungen)

Ausrüstung

Wenn später im Sommer der Schnee vereist, können vor allem am Schneebigen Nock Steigeisen angenehm sein. Für die felsigen Gipfel ist evtl. ein Helm sinnvoll (Steinschlaggefahr). Wer für die Drahtseilpassagen ein Klettersteigset braucht, ist auf der Runde eigentlich falsch. Zum Hochgall starten einige zu Stirnlampenzeiten.

Sicherheitshinweise

Der Hochgall ist eine mittelschwere Hochtour (WS+) mit Kletterei im II. Grad und leichten Drahtseilpassagen - optionaler Höhepunkt der Runde, aber eine Stufe schwieriger als der Rest. Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und alpine Erfahrung sind allerdings für die gesamte Durchquerung Grundvoraussetzung.

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