Die Hindenburglinde

Einer der größten und ältesten Bäume Deutschlands

Die Hindenburglinde im Jahre 1900 | Fotografie von Friedrich Stützer

Beschreibung

Einer der größten und ältesten Bäume Deutschlands

An der Alpenstraße im Bergsteigerdorf Ramsau steht die Hindenburglinde, eine mächtige Sommerlinde. Wegen ihrer Größe und ihres Alters gehört die Hindenburglinde zu den national bedeutsamen Bäumen. Die Hindeburglinde hat im Gegensatz zu den meisten anderen alten Linden einen kräftigen, ungeteilten, hochreichenden Stamm, der breit aus dem Boden beginnt und sich nach oben hin leicht verjüngt.  In einer Höhe von etwa fünf Metern zweigen mehrere starke Äste ab, die eine sehr große Krone bilden. Die Linde erreicht eine Höhe von über 30 und einen Kronendurchmesser von gut 35 Metern. Der Stamm ist ohne erkennbare Öffnungen. Allerdings erkennt man an einer Stelle, wo 1997 der größte Ast der Linde herausbrach, dass der Stamm einst hohl war und ausgemauert wurde. Die Öffnung ist danke der auch heute noch enormen Vitalität der Linde komplett überwachsen. Aufgrund der Höhe ihres Standortes – in dieser Höhenstufe ist die Vegetationszeit aufgrund des später einsetzenden Sommers und des früher beginnenden Winters deutlich verkürzt – hat die Hindenburglinde jedes Jahr eine um vier bis sechs Wochen kürzere Wachstumszeit als im Flachland. Dennoch weist sie enorme Ausmaße auf und hat eine gute Vitalität. Neben dem Hotel Hindenburglinde steht ein weiterer sehr alter Baum: ein Weißdorn, der wahrscheinlich ähnlich alt wie die große Linde ist.


Größe der Hindenburglinde

Im Jahr 1900 beschrieb Baumfotograf Friedrich Stützer die Linde das erste Mal: Er maß einen 14,75 Meter Stammumfang der Linde in Bodennähe und reichlich 10 Meter in einem Meter Höhe. Die Hauptäste erreichten Stärken bis zu 1,5 Meter. Den Umfang der Krone gab er mit 121 Meter, die beschattete Fläche mit 900 Quadratmetern an. Damit hatte die Linde, die nie abgestützt wurde, die mit Abstand breiteste Krone aller Bäume in Europa. Mit der Zeit brachen mehrere morsche Äste des Baumes ab, also wurde im Jahre 1955 die die auf Baumsanierung spezialisierte Münchner Firma Volgger beauftragt, Baumpflegemaßnahmen durchzuführen. Im Jahre 1966 wurde die Linde ein zweites Mal behandelt. Dabei wurden tote Äste entfernt und morsche Stellen beseitigt. Die stärksten Äste wurden zur Kronensicherung mit Seilen miteinander verbunden. Beim Bau eines Parkplatzes verlor die Linde einen Starkast. 1997 brach der unterste, talwärts gerichtete stärkere Ast aufgrund hoher Schneelast ab, wobei die Krone in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Narbe am Stamm ist noch zu sehen. Im Jahr 2001 gab das Deutsche Baumarchiv an der Stelle des geringsten Durchmessers (Taille) einen Umfang von 10,26 und im Jahre 1988 in einem Meter Höhe von 11,30 Metern an. Im Jahre 2015 hat der Stamm auf 1,3 Meter, der Höhe des sogenannten Brusthöhendurchmessers (BHD), einen Umfang von 10,90 Metern. Die Hindenburglinde zählt damit zu den stärksten und größten Linden in ganz Europa.

Alter der Hindenburglinde

Das Alter der Linde wird in der Literatur unterschiedlich angegeben. Vergleicht man die Maße von 1900 von Friedrich Stützer mit den aktuellen Baumdaten, kommt man auf ein Alter von fast 750 Jahren. Der Forstwissenschaftler Hans Joachim Fröhlich nahm 1990 ein Alter von etwa 1000 Jahren an. Das Deutsche Baumarchiv gab 2009 400 bis 700 Jahre an. Jeroen Pater, Forstwirtschaftler und Buchautor, gab im Jahre 2007 600 bis 700 Jahre an.


Geschichte der Hindenburglinde

Die Linde steht auf einer ehemaligen Freiweidefläche, einer sogenannte Tratte. Die Bauern aus der Nachbarschaft nutzten diese Flächen als Viehweide, die benachbarbte Fläche wird auch heute noch so genutzt. So wurde weiterer Bewuchs der Fläche vermieden und die alleinstehende Linde hatte genug Platz sich zu ihrer heutigen Größe zu entwickeln.  Der Baum wurde bereits in den 1850-er Jahren im Baedeker-Reiseführer erwähnt. Der aufkommende Fremdenverkehr trug dazu bei, dass sie Ramsauer dieses Naturdenkmal schon sehr früh liebevoll pflegten. 1890 legte der Verschönerungsverein Ramsau einen neuen Weg zur Linde an und führte ein Jahr später Sanierungsarbeiten an der Linde durch. Seit 1875 befindet sich neben der Linde ein Gasthof, das Lindenhäusl.

Baumfotograf Friedrich Stützer, Inspektor der Königlich Bayerischen Staatseisenbahn in München, schrieb 1900 in seinem Buch Die größten, ältesten oder sonst merkwürdigen Bäume Bayerns in Wort und Bild:

„Zwanzig Zentimeter über dem Boden gemessen, hat der Wurzelhals einen Umfang von 14,75 Meter; in 1 Meter Höhe mißt der Stamm noch reichlich 10 Meter. Die in ungefähr 3 Meter Höhe aus demselben sich abgliedernden elf Hauptäste haben eine Stärke bis zu 1,50 Meter im Durchschnitt. Fast jeder Ast wieder ein Baum für sich! Die Gesammtholzmasse beträgt nach fachmännischer Schätzung 90 Ster. Die Astbildung ist nach Gestalt und Richtung eine sehr verschiedene, ein Theil strebt auf- ein Theil abwärts, andere zweigen in vollständig wagerechter Richtung zur Höhenaxe des Baumes bis zu einer Länge von 24 Meter ab und entbehren dabei trotz der riesigen Blätterfülle jeder künstlichen Stütze; die fast kreisrunde Baumkrone berührt stellenweise an der äußersten Peripherie beinahe den Boden; ihr unterster Umfang beträgt 121 Meter. Der Scheitel der Krone, die auch im vertikalen Durchschnitt eine halbkreisrunde Form hat, erhebt sich bis zu 34 Meter. […] Über grünendem Weideland baut sie ihren Blätter-Dom auf, der eine Fläche von 900 Quadratmeter beschattet und somit auch einer stattlichen Anzahl moderner berittener Krieger für Roß und Reiter Schatten bieten würde. Die Linde steht auf einer sogenannten Freie oder Trade. Darunter versteht man Weideflächen im forstäraialischen Besitze, die von Alters her als landesherrliche Freiplätze den Lehensbesitzern von Ramsau zum begünstigungsweisen Genuß der Weide und der Laubstreu überlassen sind. […] Ein bequemer Weg führt von Ramsau aus, durch Wald und Wiesen sanft ansteigend an der Wallfahrtskirche Maria-Kunterweg vorüber, in ¾ Stunden zur großen Linde. Doppelt lohnt sich der Besuch des Baumes, denn neben dem Interesse an seinem gigantischen, nahezu doppelt so breit- wie hochastigen Aufbau, der für den hier in Betracht kommenden Standort, von 830 Meter über dem Meere, eine hervorragende dendrologische Erscheinung bildet, kann man zugleich in seinem Schatten eine prächtige Fernsicht auf die Riesen der Bergwelt geniesen.“.

Nachdem Anfang der 1930er Jahre die Deutsche Alpenstraße gebaut und nur wenige Meter unterhalb des Baums vorbeigeführt wurde, erhielt der bis dahin als Große Linde bekannte Baum 1933 seinen heutigen Namen. Der Gasthof Lindenhäusl wurde erweitert und zum Berggasthof und Hotel Hindenburglinde. Seit 1967 ist die große Linde als Naturdenkmal geschützt. 2022 wurde die Linde zu einem Nationalerbe-Baum ernannt. Ziel des Projekts Nationalerbe-Baum ist es, die nationale Bedeutung  großer und alter Bäume zu würdigen und zu erreichen, dass sie als Naturmonument noch viele weitere Jahrhunderte erleben und dafür geschützt, gepflegt und geachtet werden.

Kontakt

Alpenstraße 66, 83486 Ramsau, Deutschland
berchtesgaden.de/hindenburglinde-baum
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